Wie kam der Speisewagen von Miklós Horthy in ein Ferienhaus in der Slowakei? Wie kam der verlorene Zug nach Hause? Wie sah der Protokollzug des Gouverneurs in seiner Blütezeit aus? All dies verrät ein Interview mit Gábor Zsigmond, dem stellvertretenden Generaldirektor des Ungarischen Technik- und Verkehrsmuseums. Eine unglaubliche und ungewöhnliche Geschichte – mit Happy End!

Wie kam der Speisewagen von Miklós Horthy in ein slowakisches Ferienhaus?

Es gibt noch viele Fragen dazu, aber sicher ist, dass der Zug in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre am Ufer des Senci-Sees ankam, wo er zugemauert und in ein Ferienhaus umgewandelt wurde. Ein ehemaliger Eisenbahner kaufte den Wagen und nutzte ihn jahrzehntelang so. Das ist nicht so ungewöhnlich, wie es zunächst den Anschein hat. Wenn Sie darüber nachdenken, geschahen in dieser Zeit auch in diesem Land ähnliche Dinge. Solche Schienenfahrzeuge wurden anderswo wiederverwertet, so auch hier. Sie wohnten zeitweise im ehemaligen Speisewagen.

Im vergangenen Jahr beschlossen die Erben des Resorts, das 50 Jahre alte Ferienhaus abzureißen und an seiner Stelle ein neues zu bauen.

Von slowakischen Museologen und eisenbahnfreundlichen Kreisen erfuhren wir, dass es ungarische Inschriften auf dem Wagen gibt. Es wurde schnell klar, dass einer der Waggons des von Miklós Horthy benutzten Turán-Zuges in den Mauern versteckt war. Das Verkehrsmuseum hat über die MÁV Nosztalgia Kft. Kontakt mit den Eigentümern des Ferienhauses aufgenommen

und kaufte die Baugruppe, bevor sie demontiert wurde.

Wie kam Turán 9 in die Slowakei?

Im Herbst 1944 fuhren viele Züge zunächst nach Transdanubien und dann nach Deutschland. Die Züge der ungarischen MÁV-Eisenbahn waren oft vollgestopft mit Staats- und Privateigentum oder gestohlenen Wertsachen von Juden. Diese Versammlungen wurden durch die Macht der Zeit nach Westen gelenkt. Aufgrund der Kriegsfolgen strandeten jedoch Hunderte von Zügen in der Tschechoslowakei.

Der Turán kam im April 1945 über die Bayerische Eisenbahn in die Tschechoslowakei, wo er monatelang schmachtete.

Der Zug wurde wenig später beschlagnahmt und seinerzeit auf Anordnung der tschechoslowakischen Staatsbahn nach Prag geleitet, wo er bis in die 1970er Jahre als Protokollzug eingesetzt wurde.

Innenraum des Salons nach einem visuellen Plan aus dem Jahr 1936 (Quelle: Ungarisches Technik- und Verkehrsmuseum)

Hat Ungarn nie um den Zug zurück gebeten?

Natürlich! Aber wir haben nicht nur diesen Zug zurückbekommen, sondern viele andere und viele Lokomotiven. 1949 forderte der damalige Verkehrs- und Postminister Lajos Bebrits die tschechoslowakische Seite ausdrücklich auf, die Turán-Eisenbahn aus dem Geltungsbereich der Csorbató-Konvention herauszunehmen und an Ungarn zurückzugeben. Bebrits teilte seinen tschechoslowakischen Kollegen mit, dass die MÁV den führenden Persönlichkeiten der ungarischen Volksdemokratie und ihren ausländischen Gästen keine angemessenen Reisen ermöglichen könne, weshalb sie die Rückgabe des Zuges erbitten.

Es ist klar, dass der Minister um das Auto für Mátyás Rákosi bat, aber die tschechoslowakische Führung gab es nicht zurück.

Für Mátyás Rákosi und János Kádár wurden später Sonderzüge gebaut, war das auch für Miklós Horthy der Fall?

Nein, der Turán war kein Protokollzug, der für Miklós Horthy gebaut wurde. Die Wagen der Montage wurden meist aus früheren Verkehrswagen hergestellt. Aus dem Turán wurde schließlich ein 12-Wagen-Zug, der aber zum Beispiel in den frühen 1930er Jahren oder während des Krieges anders aussah.

Der gerettete Wagen 9 zum Beispiel verbrachte 25 Jahre im Personenverkehr, bevor er zum Protokollwagen umgebaut wurde.

Dies ist keine alltägliche Hintergrundgeschichte für Staatsoberhäupter oder Regierungsinstrumente.

Laut ihnen war das Auto bereits vor dem Ersten Weltkrieg im Einsatz?

Das ist richtig! Es handelt sich um ein Ganz-Stück aus dem Jahr 1913, das zu den Produkten der ungarischen Schienenfahrzeugproduktion gehört. Sie befand sich ursprünglich an der Südbahnstrecke, später wurde sie auf die Donau-Száva-Adria-Eisenbahn verlegt. Letztere war zwischen den beiden Weltkriegen eine Privatbahn, doch nach deren Auflösung gingen die Züge 1937 in die Fahrzeugwerkstatt nach Dunakesz, wo sie umgebaut wurden. Die für die dortigen Arbeiten angefertigten Zeichnungen, die Innenräume der Eisenbahnmontage, sind gerade deshalb bekannt, weil sie glücklicherweise im Archiv des Ungarischen Technik- und Verkehrsmuseums aufbewahrt wurden.

Das vollständige Interview HIER .

Titelbild: Der Abtransport des Speisewagens von Miklós Horthy aus dem Ferienhaus Szenc (Quelle: Ungarisches Technik- und Verkehrsmuseum)