Bei unverändert stabilem Ausblick hat Fitch Ratings die auf Fremdwährungen lautenden langfristigen Staatsschulden Ungarns auf „BBB“-Niveau mit einer Anlageempfehlung bestätigt. Laut Finanzminister Mihály Varga ist es positiv, dass die Ratingagentur trotz Kriegskrise und europäischer Rezessionsängste die Einstufung unseres Landes bestätigt hat.

Die internationale Ratingagentur begründete die am Freitagabend in London bekannt gegebene Entscheidung unter anderem damit, dass die Strukturindikatoren der ungarischen Wirtschaft im Vergleich zu den Strukturindikatoren anderer Länder mit ähnlicher Einstufung stark seien.

Auch Fitch betonte, dass die vergangene Periode von einem stabilen Wirtschaftswachstum geprägt gewesen sei und dieses vor allem durch Investitionen getrieben sei. Der stabile Ausblick für das Rating der ungarischen Staatsverschuldung spiegelt laut der Analyse dennoch wider, dass Fitch ein anhaltendes Wirtschaftswachstum, eine allmähliche Verbesserung der Außenbilanz und eine Haushaltskonsolidierung erwartet und als Ergebnis davon die Staatsschuldenquote erwartet wird sich auch in den nächsten drei Jahren verbessern.

Es sei gut, dass Fitch Ratings das Rating Ungarns trotz Kriegskrise und europäischer Rezessionsängste bestätigt habe und Ungarn weiterhin mit stabilem Ausblick zur Anlage empfehle, schrieb Mihály Varga heute Morgen auf seiner Facebook-Seite.

Der Finanzminister erinnerte daran, dass in den letzten Monaten auch die Aussichten der Tschechischen Republik und der Slowakei von den Ratingagenturen verschlechtert wurden.

„Laut Fitch Ratings ist Ungarns Wachstumsfähigkeit sogar im Vergleich zu Ländern mit ähnlicher Klassifizierung stark, sie erwarten ein Wachstum der ungarischen Wirtschaft von über 5 Prozent für das ganze Jahr“, fügte Mihály Varga hinzu.

Wie er betonte, ist es der Arbeit des letzten Jahrzehnts zu verdanken, dass alle drei großen Ratingagenturen Ungarn nach der Pandemie und während des Krieges für Investitionen empfehlen.

„Unser Ziel ist es, das Wachstum der ungarischen Wirtschaft auch während der Kriegskrise zu erhalten“, betonte Mihály Varga.

Die Ratingagentur erklärte außerdem, sie erwarte, dass Ungarn bis Ende September eine Einigung mit der Europäischen Kommission über den ungarischen Sanierungsplan erzielt und somit auf die Finanzierung des als Next Generation EU (NGEU) angekündigten Sanierungsfonds zugreifen kann um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie abzumildern.

Laut Fitch Ratings sind die laufenden Verhandlungen in den letzten Wochen konstruktiver geworden, und die Ratingagentur erwartet, dass die ungarische Regierung zu weiteren Zugeständnissen im Bereich des öffentlichen Auftragswesens und der Antikorruptionsverfahren bereit sein wird.

Das Unternehmen nennt die Abhängigkeit von russischen Energieträgern als eines der Hauptrisiken und betont, dass Ungarn 80 Prozent seines Rohölbedarfs und 95 Prozent seines Erdgasbedarfs aus Russland importiert.

Obwohl Fitch Ratings nicht erwartet, dass die Erdgaslieferungen aus Russland vollständig eingestellt werden, würde die Einführung einer umfassenden Rationierung von Energieträgern in der Europäischen Union wahrscheinlich zu einer Rezession in Ungarn und einer viel höheren Inflation als derzeit führen, so die Analyse der Ratingagentur in London.

Fitch erwartet für dieses Jahr einen Anstieg des ungarischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 5,1 Prozent, hauptsächlich basierend auf der starken Dynamik der bisherigen Dynamik und der für die erste Hälfte dieses Jahres typischen robusten Binnennachfrage. Das Unternehmen weist darauf hin, dass die aktuelle durchschnittliche jährliche BIP-Wachstumsrate für mit „BBB“ bewertete Partnerländer 4,4 Prozent beträgt.

Gleichzeitig erwartet die Ratingagentur, dass sich das Wachstum der ungarischen Wirtschaft im Jahr 2023 auf 2,4 Prozent verlangsamen wird. Die durchschnittliche Inflationsrate wird in diesem Jahr 11,3 Prozent betragen. Gleichzeitig gab Fitch Ratings bekannt, dass die amtlichen Preisobergrenzen für Versorgungsleistungen, Kraftstoffe und bestimmte Lebensmittel nach eigenen Berechnungen die Inflationsrate im Jahr 2022 um 4,3 Prozentpunkte und im Jahr 2023 um 0,7 Prozentpunkte senken werden.

Das Unternehmen erwartet, dass die offiziellen Preisgrenzen für Treibstoff und Lebensmittel von der Regierung schrittweise abgeschafft werden.

Laut der Prognose von Fitch Ratings wird sich die durchschnittliche Inflation in Ungarn im nächsten Jahr auf 7,6 Prozent verlangsamen. Allerdings wird die Magyar Nemzeti Bank (MNB) den Erwartungen der Ratingagentur zufolge ihren Zinserhöhungszyklus in den kommenden Monaten fortsetzen und ihren Leitzins bis Ende des Jahres auf 12,25 Prozent bringen.

Fitch prognostiziert für das kommende Jahr ein öffentliches Haushaltsdefizit von 3,9 Prozent. Die Staatsschuldenquote stagniert laut Ratingagentur in diesem Jahr bei rund 77 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, soll aber bis 2024 auf rund 70 Prozent sinken.

Die hohe Bruttoverschuldung im Verhältnis zum BIP ist eine der Hauptschwächen des ungarischen Staatsratings; der Median des „BBB“-Ratingfelds liegt aktuell bei 55 Prozent, betont Fitch Ratings in seiner Analyse.

Quelle: Magyar Hírlap/MTI

Bild: Agentur Anadolu