Es vergeht kein Tag, an dem uns nicht irgendein Politiker – egal welcher Parteizugehörigkeit – ermahnt, Energie zu sparen, nicht zu baden, kein Fleisch und keine exotischen Früchte zu essen, uns keine langweiligen neuen Klamotten zu kaufen, nicht mit dem Auto oder Flugzeug zu reisen, los geht’s im Urlaub, Umzug in eine kleinere Wohnung - um nur einige Beispiele für die unaufhörliche Aufregung der letzten Wochen zu nennen.

Der Zweck der Propaganda ist klar: Lasst uns freiwillig arm werden und für die edle Sache singen, denn nur so können wir unseren Planeten vor dem Klimatod retten, und so können wir den Russen zeigen, dass wir nicht aufgeben, das Wir frieren gerne und hungern sogar für die ukrainische Freiheit.

Aber es gibt eine Welt, auf die diese Appelle eindeutig nicht zutreffen. Am 9. Juli fand auf der als Treffpunkt der Schönen und Reichen bekannten Insel Sylt eine Märchenhochzeit statt: Der freidemokratische Finanzminister Christian Lindner führte seine zukünftige Ehefrau, eine der führenden Springer-Journalistinnen, auf die Altar (obwohl keiner von ihnen Mitglied einer Kirche ist, aber Sie können einen Priester kaufen). 140 Gäste nahmen an dem spektakulären Lagzin teil, die Farbe der Politik und der Medien war da, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz, alle FDP-Prominenten und der CDU-Oppositionsführer Friedrich Merz. Letzterer kam mit seinem Privatjet, den er fuhr und dessen Preis von Kennern auf 1,1 Millionen geschätzt wird. Nach drei Tagen Essen und Trinken und diversen Programmen stürmte das junge Paar im Porsche in die Flitterwochen.

Auch Polizeiautos und Scharen von Sicherheitsspezialisten sind auf den Bildern der ehrfürchtig berichtenden Zeitschriften ebenso gut zu erkennen wie ministerielle und staatliche Dienstwagen der Spitzenklasse, Audis und Mercedes, natürlich mit Fahrern.

Es ist klar, dass der Steuerzahler in diesem privaten Lagzin für die Sicherheit und den Komfort der eingeladenen Persönlichkeit gesorgt hat.

Im Parlament fragte ein Vertreter der Linken, wie viel das alles die Steuerzahler gekostet habe, worauf die nichtssagende Antwort lautete, dass es an hochrangige Politiker gehe, und deshalb weigerte sich der antwortende Staatssekretär des Finanzministeriums, einen konkreten Betrag zu nennen .

Doch nicht nur der Finanzminister leistete sich ein wenig Luxus. Ab dem 1. Juli erlaubten sich Vertreter und Mitglieder der politischen Führung eine Gehaltserhöhung.

Die Abgeordneten stockten ihr monatliches Gehalt von 10.000 Euro um weitere 300 Euro auf, alles am selben Tag, an dem im Parlament beschlossen wurde, die Sozialhilfe von 446 Euro ab dem 1. Januar um drei Euro auf 449 Euro zu erhöhen.

Bei dieser Gelegenheit erfuhr die Öffentlichkeit, welches Grundgehalt die hohen Bediensteten des Volkes erhalten. Die Kanzlerin bekommt 30.000 Euro im Monat, der Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck, der von morgens bis abends Energie spart – höchstens 5 Minuten unter der Dusche! – und er ist als Apostel der vermeintlich unvermeidlichen Einschränkungen unterwegs und lebt von 25.000 Euro im Monat. Als sie in einer Talkshow nach ihrem Gehalt gefragt wurde, sagte sie:

„Ich verdiene im Moment viel Geld. Ob das legitim ist oder nicht, darauf gehe ich jetzt nicht ein, aber ich kann das jetzt noch nicht einmal veröffentlichen, weil sie mich den ganzen Tag mit dem Auto irgendwohin bringen."

sagte er zu Fernsehzuschauern, die einfach nicht wissen, wie sie ihre Stromrechnungen bezahlen sollen.

In einer anderen Show zeigte er offen seine Verachtung für die Bedürftigen. Auf die Frage eines Zuschauers, ob die von der inflationären Energiepreiserhöhung Betroffenen eine Entschädigung erhalten würden, erklärte er zunächst, dass man die Wirkung der Preiserhöhung als Segen bezeichnen könne, weil sie zum Energiesparen animiere, und dann direkt in Richtung Energiesparen der fragende:

„Willst du fünfzig Euro? Nein, alter Mann, es wird nichts dabei herauskommen!“ Mein alter Mann? Und was machen wir neuerdings mit den Menschen?

Oder etwa der ehemalige Staatspräsident Joachim Gauck, der sich gerne als "Bürgerpräsidenten" bezeichnete, der "von unten kam". Sein jährliches „Gehalt“, also seine jährliche Rente, beträgt mehr als 200.000 Euro, zuzüglich 385.000 Euro Personal- und Bürokosten. In einem Interview befahl dieser Mann mit empörter Stimme denjenigen, die für seine erhabenen Lebensbedingungen sorgen, aufzuhören zu jammern: „Wir können eines Tages ruhig nach Freiheit schreien, und wir können ruhig ein paar Jahre ertragen, in denen es weniger Glück und Freude in unserem Leben geben wird Leben."

Wer ist dieses „wir“ hier, für das dieser an Geld und Besitz reiche Mann spricht?

All dies ist natürlich legal, auch wenn es geschmacklos ist. Doch mittlerweile überschreitet die politische Elite aus Eigennutz schon ungeniert die Grenzen der Gesetze. In der Vergangenheit war dieses Verhalten in der deutschen Politik kaum oder gar nicht präsent, es trat erstmals auf, als mit Beginn des Aufstiegs der Grünen das Heer der Ungebildeten und Ungeübten die politischen Parteien übernahm und zu verfolgen begann Politik als Geldmacherei.

Jetzt, wo sie ihr Ziel endlich erreicht haben und der Staat zu ihrer Beute geworden ist, kennen sie keine Grenzen mehr in Sachen Profitgier und Zügellosigkeit.

Da ist zum Beispiel die Sozialdemokratin Christine Lambrecht, die als Bundesverteidigungsministerin ein absolutes Desaster ist, aber dafür berüchtigt ist, ihre Untergebenen mit "starker Hand" zu führen. Am 13. März dieses Jahres besuchte die Ministerin vor dem Hintergrund des Wahlkampfs in Schleswig-Holstein das Elektronische Kampfbataillon in Stadum, wo sie mit einem Bundeswehrhubschrauber aus Berlin eintraf und von wo aus sie mit ihr weiter nach Sylt fuhr Dienstwagen - mal wieder - für ein paar Tage Entspannung. Die Dienstwagen aus Berlin fuhren parallel zum Hubschrauber nach Stadum, um dann dem Minister zur Verfügung zu stehen. Energie sparen? Komm schon, wen interessiert das! Wenige Tage später postete Lambrechts Sohn einige Fotos auf Instagram, auf denen er stolz ein Selfie zeigt, das in einem Bundeswehrhubschrauber aufgenommen wurde.

So stellte sich heraus, dass Lambrecht seinen etwa zwanzigjährigen Sohn regelmäßig auf Dienstreisen mitnahm, ohne jemals die Reisekosten des Kindes zu übernehmen. Außerdem hat sich zwischenzeitlich herausgestellt, dass er selbst die Flugbereitschaftsausrüstung der Bundeswehr gerne für private Reisen nutzt, auch wenn er keine hat, und das natürlich auch kostenlos. Konsequenzen bei Verstößen: Null.

Ein letztes Beispiel von vielen, das zeigt, dass die Profitmacherei auf Kosten der Steuerzahler sich auf alle Ebenen der Politik erstreckt. 2011 unterzeichnete der Hamburger Senat mit der tansanischen Stadt Dar es Salaam ein groteskes „Klimapartnerschaftsabkommen“. Im Rahmen dieser Partnerschaft wurde eine bestehende Kompostierungsanlage mit finanzieller Beteiligung Hamburgs erweitert, die nun 2022 fertig ist. Zur Einweihung der Anlage reiste der Hamburger Senat, bestehend aus praktisch allen Sozialarbeitern und Grünen, nach Daressalam, auch wer noch nicht einmal etwas von Kompostieren gehört hat, wer weiß warum, sogar der für Museen zuständige Staatssekretär war Mitglied die Delegation. Die Damen und Herren reisten natürlich in der Business Class zu einem Preis zwischen 3.000 und 5.500 Euro pro Person. Die Hamburger Grünen gehören zu den größten Fanatikern der Partei, vor allem wenn es um andere Bürgerinnen und Bürger geht, unter anderem im Namen des Klimakampfes haben sie den Bau von Einfamilienhäusern in Hamburg verboten. Grünen-Staatssekretär Michael Pollmann, mit dessen Namen gleich mehrere Klimaschutzmaßnahmen verbunden sind, nannte als Zweck seiner Reise nach Tansania folgende Programme: Veranstaltungen, Feiern, Besuch des Botanischen Gartens. Dafür flog er von Hamburg nach Amsterdam, von dort nach Dar es Salaam und zurück, damals für 3.600 Euro.

So geht Klimaschutz heute, wenn die Beteiligten zur Elite gehören.

In Deutschland geht es nicht mehr nur darum, dass die Politiker der grünen Elite die Menschen bewusst in eine Ära der Entbehrungen führen, sondern dass sie gleichzeitig mit zweierlei Maß messen:

Die Entbehrungen gelten nicht für ihre eigene Klasse und ihre riesige Armee von Dienern, die Parasiten des Staates sind, für Journalisten, die sich die Fersen lecken, für NGOs, die als Spione agieren und die Bevölkerung terrorisieren, und für ideologische Aktivisten.

Die Mitglieder der neuen herrschenden Klasse betrachten sich als Eigentümer der einzig wahren Weltanschauung und sind daher überzeugt, dass alles gut läuft. Das nennt man Klassengesellschaft oder frei nach Orwells Entwurf: Hier sind alle gleich, aber einige sind viel, viel gleicher.

Kristina Könen / Neokohn

Ausgewählte Bildquelle: Neokohn