In einer gemeinsamen Erklärung am Sonntag forderten Dutzende Länder und die Europäische Union den sofortigen Abzug russischer Truppen aus dem Kernkraftwerk Saporischschja in der besetzten Südukraine.
„Der Einsatz von russischem Militärpersonal und russischen Waffen in der Nuklearanlage ist inakzeptabel und missachtet die Sicherheits- und Verteidigungsprinzipien, zu denen sich alle IAEO-Mitgliedstaaten verpflichtet haben“, heißt es in dem Dokument.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) ist die Sonderorganisation der UNO, die die Einhaltung des Atomwaffensperrvertrags überwacht. Die Petition wurde von der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Norwegen, Australien, Japan, Neuseeland und vielen anderen Ländern unterzeichnet.
„Wir fordern die Russische Föderation auf, ihre Streitkräfte und anderes unbefugtes Personal unverzüglich aus dem Kernkraftwerk Saporischschja und seiner unmittelbaren Umgebung sowie aus der gesamten Ukraine abzuziehen, damit der Betreiber der Anlage und die ukrainischen Behörden ihre hoheitlichen Aufgaben wieder aufnehmen können innerhalb der international anerkannten Grenzen der Ukraine."
„Dies wird es der IAEA ermöglichen, die Erfüllung der nuklearen Sicherheitsaufgaben der Ukraine unter ungestörten und sicheren Bedingungen und gemäß dem festgelegten Zeitplan weiter zu überwachen“, heißt es in der Ankündigung.
Am Sonntag wurde die Stadt Enerhodar, in der die Arbeiter des größten europäischen Atomkraftwerks leben und die sich in der Nähe der Anlage befindet, erneut von Artillerie angegriffen, und die Parteien beschuldigten sich erneut gegenseitig für den Angriff.
IAEA-Experten sollen die seit März in russischer Hand befindliche Anlage inspizieren, doch die UN, Russland und die Ukraine können sich nicht auf eine Besuchsplanung einigen.
Michail Uljanow, Russlands UN-Botschafter in Wien, forderte die UNO am Sonntag auf, einzugreifen, um die Unversehrtheit des Kraftwerks sicherzustellen.
Presseberichten zufolge haben die Vereinten Nationen Rafael Grossi, dem Generaldirektor der IAEO, die Reise zum Standort noch nicht gestattet, nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern auch wegen des Streits um die Reiseroute.
Grossi könnte unter russischem Schutz durch die 2014 von Moskau annektierte Halbinsel Krim in der Südukraine reisen, was aber in den Augen Kiews als Beleidigung gewertet würde.