Hier stehe ich in Potsdam, der reformierten Stadt der deutschen, französischen und holländischen Reformatoren, in einem seltsamen Licht erstrahlend, voller Schlösser, voller Grün und sogar klarer Wasserflächen. Vor mir stand ein Mahnmal religiöser Verbundenheit, die klassizistische, puritanische Kirche der deutsch-französischen Gemeinde. Mit Palmsonntagsworten in meinem Herzen.

Und in der fast erstickenden goldgeschmückten Galerie des erstaunlichen Palastimperiums von Sanssoucci werden meine Augen von Dutzenden von Kunstwerken von Caravaggio, van Dyck, Rembrandt, Rubens, Watteau und anderen Giganten der Malerei in der Galerie geblendet. Als Kontrast dazu springt mir sofort das Werk „Schwarzer Blumensonntag“ des deutschen Malers Hans Jaenisch in Erinnerung, das der kriegserfahrene kubistische Künstler 1950 geschaffen hat. Es ist ein Eintragsbild, das realer ist als jede klassische Darstellung von Kunstschätzen. Die kaum angedeutete Gestalt des Meisters auf dem Rücken eines zerstückelten Esels zwischen kubistischen, geometrischen Formen. Sie ist frei von allen Illusionen, frei von irdisch-himmlischen Illusionen und daher beeindruckend und assoziationssprengend.

Hier, in der fast unrealistisch friedlichen und majestätischen Atmosphäre des besonderen Potsdamer Palmsonntags, scheint dieser in dunklen Farben dargestellte Umzug herzzerreißend wahrer zu sein. Es erinnert an den ganz anderen Marsch, durch den rund 20.000 verfolgte französische reformierte Gläubige hier in dieser calvinistischen Zufluchtsstadt dank der Güte und Solidarität der reformierten Fürsten eine neue Heimat, eine neue Kirche und eine neue brüderliche Gemeinschaft fanden akzeptierte die Hugenotten und ihre Kultur vierhundert Jahre lang. Die Solidarität des calvinistischen Glaubens, die Gemeinschaft des lebensrettenden Schicksals.

Und hier beschwört die malerische Vision und visuelle Prophezeiung des realistischen dunklen Palmsonntags die vielen Millionen Flüchtlinge von heute herauf, die in der Flut von Blut, Leid und Tränen, im Treiben der Angst, nicht wegen der Bedrohung ihres Glaubens, aber ihrer bloßen Existenz, ließen ihre Häuser ums Überleben rennen - schrecklich, aber nicht nur in der Ukraine!

Ich denke auch an sie in meinen Gebeten und daran, dass der Friedensfürst endlich die Hoffnung und das Friedenspotential der Versöhnung, der Einsicht und des gesunden Menschenverstandes in unser Land bringen wird. Lassen Sie den schwarzen Blumensonntag zu einem farbenfrohen und etwas unbeschwerteren Start in die Karwoche werden.

Dort zieht eine schwarze Wolke auf - nicht nur über der Ukraine im Jahr 2023, sondern über ganz Europa. Einst rollte diese schwarze Wolke auch über Jesus, den Sohn Davids, der auf einem Esel in die Stadt des Lichts, Jerusalem, einzog. Um unseren Feiertag trotz allem zu einem Feiertag zu machen, lesen wir die Geschichten der Prozession der Evangelien, zumindest eine davon (Matthäus 21:1-10; Markus 11:1-11; Lukas 19:28-38; Johannes 12:12-19).

Diese Einberufungsgeschichten werden unsere Gedanken sicherlich in die Knie zwingen. Zuallererst beruhigt mich das Hören auf Jesus. Er sagt nur, dass die Jünger in die Stadt gehen sollen, um den angebundenen Esel zu holen und ihm zu bringen. Er zitiert die übereinstimmenden Prophezeiungen Jesajas und Sacharjas über die demütige Gestalt des Königs, der auf dem Rücken eines Esels sitzt. Schweigend sitzt er auf dem Esel. Die Sprüche beschwören das aufgeregte Feiern der Menge herauf, das Straßenbild der erhofften Verwirklichung politischer Träume, aber auch die Frage des Erstaunens: Wer ist das? (Matthäus 21:10). Er nimmt alles mit, ohne ein Wort zu sagen.

Wie auf einem gläsernen Meer (Pilinszky) joggt er vorsichtig in die heilige Stadt, ohne mit der Hand zu winken. Denn Er weiß bereits alles. Dass in ein paar Tagen dieselbe feiernde Menge auf der Via Dolorosa „Kreuzige mich“ rufen wird.

Wer jetzt feiert, indem er Palmzweige und ihre Obergewänder vor ihm ausbreitet, wird ihm bald die restliche Würde seiner Sohnschaft entreißen, auf die reine Menschlichkeit des Ecce Homo spucken, mit dem Finger auf seine beim Tragen fallende Gestalt zeigen auf dem Kreuz. Der Mob, die Menge, zeigte hier und da seine wahre Natur: Manipulierbarkeit, Instabilität, bloßer Zirkus und Brot, nicht das rohe Bedürfnis nach Wahrheit. Er offenbarte ein für allemal sein Wesen: Das Wort des Volkes ist ja nur in den seltensten Fällen das Wort Gottes. Dort, beim ersten und einzigen Einzug in Jerusalem, offenbarte sich alles: das Schweigen Gottes, während der väterliche Blick Ihn in Anteilnahme mit Seinem Sohn durch die falsche Menge Illusionen und Erscheinungen bis zum Kreuz begleitet. Auch die Entschlossenheit Jesu zeigte sich: Als er über die Hallelujah-Menschen und das Kreuz hinausblickte, aber auch die Realität des Resurrexit tertia die (Pilinszky), setzte er seinen Weg mit stiller Entschlossenheit fort. Sogar sein Esel konnte diese riesige vertikale Schwere spüren, die am Boden zerrte, und die göttliche Stille, die sich darauf vorbereitete, sich zum Himmel und zur Auferstehung zu erheben. Es ist nicht überliefert, dass er unruhig gewesen wäre oder dass sein unziemliches Arschschütteln das göttliche Schweigen Jesu entweiht hätte.

Hier stehe ich im frischen Frühlingswind, in der Aura des Potsdam des 21. Jahrhunderts, in der sich klare Wasserspiegel, Brunnen, Paläste und calvinistische Schlichtheit, Transparenz, klare Linien und klares Denken dahinter spiegeln. In seiner eigentümlichen himmlischen und historischen Brillanz. Ich verstehe und spüre zutiefst die visuelle prophetische Kraft von Jaenischs dunklem Einzugsbild am Palmsonntag. Er brachte keine Illusionen, keine schnell erstickende Massenatmosphäre oder eine himmlische Reflexion auf die Leinwand.

Sondern Jesus, der trotz allem ging und den ganzen Weg ging – denn nur so konnte er das einmalige, einmalige und universell wichtige Werk der Welterlösung vollenden. Und um den Weg für die einzig würdige Prozession zu öffnen: die Rettung, die zum himmlischen Jerusalem führt.

Ich summe das Lied von Paul Gerhard vor mich hin und verneige mich hier vor dem französisch-reformierten Dom in Potsdam. Mit dem aufrichtigen Respekt und der Dankbarkeit eines pilgernden ungarischen Calvinisten. Vor allem mit einem Herzen, das sich der HOFFNUNG DER WELT hingibt.

Wie soll ich dich empfangen, Hoffnung der Welt? Wie kann ich dein Licht begrüßen, Wie kann ich mich beeilen, dich zu treffen? O lieber Jesus, bitte zeige dir, was du mir lieb bist und wie ich auf dich warte!

Was hat uns veranlasst, den Himmel zu verlassen und unsere Menschlichkeit anzunehmen? Der Retter ist die Liebe! Die ganze weite Welt Und ihre vielen Wunden und Nöte, Was deine Barmherzigkeit gut sah, Umarmst du so.

Schnitz dir das tief ins Herz, du trauernder Wirt! In einer sternlosen Nacht kommt die Morgendämmerung! Lass dich nicht entmutigen, deine Hilfe steht vor deiner Tür und wird dich trösten, wenn du ihn hereinlässt.

Er wird wiederkommen: Ihr werdet die Lebenden und die Toten richten. Wer auf ihn vertraut, fürchtet sich nicht, er schenkt ihm Gnade. Steh auf, unser schöner Tag, wir warten! Bring mich in dein Land, wo wir für immer gesegnet sein werden mit einem neuen Danklied!

Quelle und vollständiger Artikel: Dr. Lajos Békefy/Felvidék.ma

Beitragsbild: Wikipedia/Illustration