Viele Studien belegen, dass es den Schülern in den Schulen jedes Jahr schlechter geht. Zu den schwächsten Fächern zählen Mathematik und Kenntnisse der Muttersprache.

Beim Studium liegen Jungen vor Mädchen

Die Studie „MINT-Nachwuchsbarometer 2023“ der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) und der Joachim-Herz-Stiftung zeigt, dass sich die Gesamtleistung der Viertklässler im vergangenen Jahrzehnt jedes Jahr verschlechtert hat.

So sanken die Leistungen von Viertklässlern im Fach Mathematik bei einem Test von 500 (2011) auf 462 (2021), was laut Experten etwa einem Schuljahr Rückstand entspricht. In diesem Fach schneiden Mädchen deutlich schlechter ab als Jungen – das geht aus der Analyse der Ergebnisse hervor.

22 Prozent der Viertklässler wurden im Jahr 2021 in Mathematik in die sogenannte „Risikogruppe“ eingestuft – das sind doppelt so viele wie im Jahr 2011, d. h. es sind doppelt so viele in dieser Kategorie. Bayern hat mit 13 Prozent die kleinste Risikogruppe, Bremen mit über 35 Prozent die größte.

Aber auch ein anderer Aspekt ist aufschlussreich: Kinder aus Einwandererfamilien schneiden in der Regel deutlich schlechter ab. Im Jahr 2021 betrug der Leistungsunterschied in Mathematik zwischen Erstklässlern mit Migrationshintergrund und solchen ohne Migrationshintergrund fast eineinhalb Schuljahre. Konkret sanken die Mathematikleistungen von Schülern ohne Migrationshintergrund zwischen 2011 und 2021 von 515 auf 487 Punkte. Die Leistung der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund der zweiten Generation (also in Deutschland geboren) sank von 461 Punkten auf 434 Punkte. Unterdessen sank die Leistung der Studierenden mit Migrationshintergrund der ersten Generation (also im Ausland geboren) von 460 auf 400 Punkte.

Auch andere Fächer sind für deutsche Studierende nicht geeignet

Bildungsforscher fordern dringendes Handeln, da viele Viertklässler neben Mathematik auch in den deutschen Sprachkenntnissen immer schlechter abschneiden und zudem ein erheblicher Anteil der Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten zu kämpfen hat.

Die „alarmierenden Ergebnisse“ solcher Studien seien als Weckruf zu verstehen

heißt es in dem Bericht, den Wissenschaftler vor einigen Monaten für die Ständige Konferenz der deutschen Staats-, Kultus- und Kultusminister erstellt haben. Die Studie wurde von einem Beirat aus 16 Bildungsforschern erstellt, die regelmäßig Gutachten und Empfehlungen für die Bildungspolitik in Deutschland liefern.

Dies zeigt, dass Grundschulen in vielen Fällen nicht in der Lage sind, allen Kindern die Grundkompetenzen zu vermitteln. Die Autoren verwiesen auf die Ergebnisse einer früheren Studie, wonach

Etwa jedes fünfte Kind in der vierten Klasse erreicht nicht die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik, und fast jedes vierte Sieben- bis Zehnjährige hat ein erhöhtes Risiko für psychische Probleme.

Nach Ansicht der Experten ist das Thema Grundschulstudium – neben dem Lehrermangel – wegen drohender langfristiger negativer Auswirkungen derzeit eines der drängendsten in der Bildungspolitik.

Grundschüler, die beim Übergang in die nächste Schulstufe nicht ausreichend lesen, verstehen, zählen und schreiben können, werden in ihrer weiteren Ausbildung, bis zum Schulabschluss und wahrscheinlich auch im Leben benachteiligt sein. Doch in Zeiten des Arbeitskräfte- und Fachkräftemangels ist die Gesellschaft mehr denn je darauf angewiesen, dass junge Menschen eine gute Bildung und Ausbildung erhalten

- warnen die Forscher, die gleichzeitig aber nicht einfach die Schuld auf die Grundschulen schieben. Dem Bericht zufolge ist zu berücksichtigen, dass sich die Rahmenbedingungen für Bildung in Institutionen in den letzten Jahren deutlich verändert haben.

Dies gilt beispielsweise für den wachsenden Anteil von Kindern, deren Familien kein Deutsch sprechen. Dem Bericht zufolge betrifft dies jedes fünfte Kind im Alter zwischen drei und sechs Jahren. Auch die Aufnahme von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf und die Integration neu zugewanderter Kinder stellen neue Anforderungen an Grundschullehrer.

– ist in der Studie nachzulesen, die damit auch darauf hinweist, dass die Einrichtungen, die am stärksten unter dem Phänomen leiden, diejenigen sind, in denen die Mehrheit der Kinder mit Migrationshintergrund studiert. Die Experten empfehlen einige Maßnahmen, um den negativen Trend der letzten Jahre bei den Mathematik- und Deutschkenntnissen umzukehren und der Entwicklung von Verhaltensauffälligkeiten bei Schülern vorzubeugen. Dazu gehört beispielsweise die Notwendigkeit, den Prozess bereits im Kindergarten zu verstehen und sich ernsthafter mit dem Erwerb unterschiedlicher Kompetenzen auseinanderzusetzen.

„Wir können einfach nicht akzeptieren, dass immer mehr Studierende die Mindestanforderungen nicht erfüllen.“ Grundschulen müssen sich dringend auf grundlegende Sprach- und Mathematikkompetenzen konzentrieren. Dazu bedarf es nicht nur einzelner Maßnahmen, sondern der Entwicklung einer Strategie, die das gesamte System, von der Schule über die Schulaufsicht bis hin zum Bildungsministerium, in die Verantwortung nimmt. Nur so können Grundschulen ihren Bildungsauftrag erfüllen.“

- schreibt Felicitas Thiel , eine der Autoren der Studie. Die Experten empfehlen eine stärkere Ausbildung der Lehrkräfte und warnen zudem, dass der Lehrermangel im Bildungswesen schnellstmöglich behoben werden müsse. Sie empfehlen den Schulen außerdem, den Deutsch- und Mathematikunterricht zu erhöhen und mehrmals im Jahr zu überprüfen, wie sehr sich die Ergebnisse der Schüler verbessern – wenn überhaupt.

Dem Bericht zufolge sollen die Maßnahmen „in den kommenden Monaten und Jahren“ ergriffen werden, um sicherzustellen, dass deutsche Grundschüler Grundkompetenzen erwerben und Mindeststandards gewährleisten.

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