Im letzten Jahrzehnt stellten Professoren amerikanischer Eliteuniversitäten ein besorgniserregendes Phänomen fest: Ihre Studenten sind praktisch nicht in der Lage, ein Buch zu lesen. Das Problem spiegelt nicht nur einen Wandel der Fähigkeiten wider, sondern auch einen Wandel der Werte.

Im letzten Jahrzehnt stellten Professoren amerikanischer Eliteuniversitäten einen besorgniserregenden Trend fest: Studenten haben immer mehr Probleme mit den Pflichtlektüren – berichtet das amerikanische Magazin The Atlantic, das von Magyar Nemzet . Laut Nicholas Dames, Literaturprofessor an der Columbia University, kommen Studenten jetzt ans College und sind nicht in der Lage, ein Buch von vorne bis hinten zu lesen. Wie er sagte, wurde ihm der Grund durch ein Gespräch mit einem seiner Schüler offenbart

In der High School wurde er nie gebeten, ein ganzes Buch zu lesen, sondern Auszüge, Gedichte und Artikel.

Das Problem liegt nicht nur an der Columbia University. Dozenten mehrerer anderer renommierter Institutionen wie Princeton, der University of Virginia oder Georgetown berichten von ähnlichen Erfahrungen.

Die Schüler haben Schwierigkeiten, sich auf längere Texte zu konzentrieren, haben einen engeren Wortschatz und sind bei anspruchsvollem Lesen weniger beharrlich.

Eine offensichtliche Erklärung für dieses Phänomen ist die Verbreitung von Smartphones. Jugendliche sind ständigen Ablenkungen ausgesetzt, was langes, tiefes Lesen erschwert. Die Daten zeigen, dass Schüler weiterführender Schulen in ihrer Freizeit aus Spaß immer weniger Bücher lesen.

Auch Veränderungen im Bildungssystem trugen zu dem Problem bei. Aufgrund der Bildungsprogramme, die auf kurze, informative Texte und standardisierte Tests setzen, werden die Schüler in vielen Schulen anstelle vollständiger Bücher dazu gezwungen, kürzere Textpassagen zu lesen.

Das Problem beginnt in der Grundschulbildung, da alle zwei Jahre stattfindende landesweite Erhebungen durchweg zeigen, dass zwei Drittel der amerikanischen Kinder nicht auf dem Leistungsniveau lesen können

- weist auf den Artikel des wissenschaftlichen Nachrichtenportals Scientific American hin.

Die Situation ist so schlimm geworden, dass einige Universitätsprofessoren gezwungen sind, ihre Leselisten und Erwartungen zu reduzieren. Beispielsweise gibt Professorin Victoria Kahn an der Universität Berkeley statt bisher 200 Seiten pro Woche nur noch halb so viele Seiten zum Lesen vor. An der Columbia University wurde zudem die Liste der Pflichtlektüren geändert, um mehr Zeit für die gründlichere Bearbeitung einzelner Werke zu lassen.

Das Problem spiegelt nicht nur einen Wandel der Fähigkeiten wider, sondern auch einen Wandel der Werte.

Heutzutage machen sich Studierende mehr Sorgen um ihre Berufsaussichten und halten das Lesen von Büchern für weniger wichtig. Viele halten es für eine veraltete Tätigkeit, ähnlich dem Anhören von Schallplatten.

Die Situation kann schwerwiegende Folgen haben.

Lesen ist nicht nur für Verleger wichtig, sondern auch, weil es Empathie, kritisches Denken und Selbstreflexion fördert. Tiefes Lesen stimuliert geistige Fähigkeiten, die das Lesen oberflächlicher oder kürzerer Texte nicht ersetzen kann.

Obwohl die Situation besorgniserregend ist, sehen einige Professoren auch die Vorteile der Änderung. Kürzere Werke ermöglichen eine genauere Untersuchung der Feinheiten der Sprache, und Pädagogen können mehr Zeit damit verbringen, den Schülern das effektive Lesen beizubringen.

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