Nach dem Anschlag in Magdeburg kann Migration ein Wahlkampfthema in Deutschland sein.
In Deutschland sei die Mehrheit der Bevölkerung bereits mit der ungarischen Position zum Thema Migration einverstanden, und durch den Terroranschlag in Magdeburg könnten diejenigen Parteien, die die Einwanderungskrise lösen wollen, anstatt sie zu bewältigen, mit größerer Unterstützung rechnen, sagte der Politologe Wissenschaftler Zoltán Kiszelly.
Acht Jahre nach dem Lkw-Anschlag 2016 in Berlin wurde Deutschland in der Weihnachtszeit erneut von einem brutalen Terroranschlag erschüttert. In den frühen Abendstunden des 20. Dezember fuhr ein in Saudi-Arabien geborener Fünfzigjähriger mit einem SUV in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Den Ermittlern zufolge handelte der Tatverdächtige alleine, bislang gibt es keine Hinweise auf einen weiteren Täter.
Die kritische Sicherheitslage in den Ländern des deutschsprachigen Raums lässt sich gut daran erkennen, dass die Bedrohung durch den Terrorismus allein in diesem Jahr anhaltend war, man denke nur an das gescheiterte Attentat auf das Taylor-Swift-Konzert in Wien oder die Messerangriffe in Mannheim und Solingen in Deutschland.
Die Ermittlungen gegen den Amokläufer aus Magdeburg, dem mehrfacher Mord, versuchter Mord und schwere Körperverletzung vorgeworfen werden, laufen noch.
Der Politikwissenschaftler Zoltán Kiszelly, Direktor für politische Analyse bei Századvég, hob drei wichtige Faktoren im Zusammenhang mit dem Angriff hervor:
– Wir sprechen von einem neuen Attentätertyp, der eine radikal andere Richtung vertritt als die bisherigen Angreifer.
– Die Ziele des Angreifers sind unbekannt, seine geschäftlichen Interessen und sein psychischer Zustand können jedoch teilweise die Motive erklären.
– Die deutschen Behörden könnten sogar von politischen Erwägungen beeinflusst worden sein, als sie die saudische Warnung ignorierten.
Der als Talib A. identifizierte Täter ist ein atheistischer Dissident aus Saudi-Arabien, der 2006 nach Deutschland zog, aber zehn Jahre später, auf dem Höhepunkt der Einwanderungskrise im Jahr 2016, als Flüchtling registriert wurde. Er praktizierte als Psychiater und war nicht im deutschen Strafregister eingetragen.
Zoltán Kiszelly bestätigte auch die Expertenargumente, dass seine Nachverfolgung daher ein Problem für die deutschen Behörden darstelle.
Sicher scheint bei dem Täter, dass er Saudi-Arabien als seinen Feind betrachtet.
Wenn die deutschen Behörden dies wüssten, könnte es laut dem Experten dazu kommen, dass Berlin der Warnung Riads, dass die Saudis versuchten, jemanden aus politischen Gründen zu erpressen, nicht genügend Gewicht beimessen könne, so der Experte. Das alles ist nur eine theoretische Möglichkeit.
Laut „Spiegel“ warnte Saudi-Arabien Deutschland bereits 2023, worüber auch geschrieben wurde, dass die Absicht, weibliche Asylbewerberinnen zu retten, sie zum Austritt aus dem Islam motiviert haben könnte. Im selben Artikel schreiben sie, dass Talib A. regelmäßig in Konflikt mit den deutschen Behörden und mit registrierten ex-muslimischen Organisationen in Deutschland geriet. Er sammelte online Ressourcen, um sein antiislamisches Buch zu veröffentlichen, das jedoch nie veröffentlicht wurde.
Laut Zoltán Kiszelly „verheirathete“ sich der Attentäter auch mit der oben genannten Literatur bei der AfD, doch auch die Partei zeigte kein Interesse an ihm. Vor diesem Hintergrund kann das erklärte politische Ziel durch die Vermischung des psychischen Zustands mit dem Scheitern im Schreiben und im Geschäftsleben ersetzt werden.
Deutschland wurde schon vor dem Attentat von unzähligen Problemen geplagt, man denke nur an die sich abzeichnende Wirtschaftskrise oder die tobende innenpolitische Krise – die Regierungskrise hat auch zum Scheitern der Kanzlerin geführt, und im nächsten Jahr wird es vorgezogene Neuwahlen geben.
Die zu erwartenden innenpolitischen Auswirkungen lassen sich noch schwer abschätzen, da sich das Land – auch die politische Elite – in einer Schockstarre befindet und bereits erste Anzeichen dafür erkennbar sind, in welche Richtung das Pendel im Wahlkampf ausschlagen könnte.
Zwar gibt es aufgrund der bereits besprochenen Umstände Versuche, den Angreifer mit der einwanderungsfeindlichen Rechten in Verbindung zu bringen, die Aussicht, der AfD politischen Schaden zuzufügen, ist jedoch gering. Dies zeigt sich auch daran, dass nach dem Anschlag auch Menschen mit deutschnationaler und rechter Gesinnung eine Anti-Rückwanderungsdemonstration veranstalteten, auf der sie die Abschiebung von Migranten aus Deutschland forderten. Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren wichtigen Faktor.
Entgegen der Vision der Mainstream-Parteien wurde Migration erneut zum zentralen Thema der Kampagne.
Laut Zoltán Kiszelly vertritt die Mehrheit in Deutschland die ungarische Position zur Migration, was für die Mainstream-Parteien ein Problem darstellt, weil sie die Umsetzung des Migrationspakts, der ursprünglich erst ab 2026 in Kraft treten sollte, vorziehen wollen. Darüber hinaus wollen sie die Verteilung der Migranten nach verbindlichen Quoten dauerhaft verankern. Für die Deutschen wollen sie dies so akzeptabel machen, dass Mitteleuropa, einschließlich Ungarn und Tschechien, seinen Teil zur Lastenverteilung beiträgt.
„Gleichzeitig haben die Deutschen es satt, dass es im Land zwei Millionen Migranten gibt, von denen nur 30 Prozent arbeiten“, sagte Zoltán Kiszelly.
Die deutsche Bevölkerung ist daher nicht daran interessiert, die Einwanderungskrise zu verbreiten, sondern sie zu lösen und auszurotten, und der Angriff auf Magdeburg könnte einen erheblichen Teil der Wähler in Richtung der Parteien treiben, die dies versprechen.
Titelfoto: Zoltán Kiszelly
Quelle: Fejér Megyei Hírlap/Gábor Fehér