Nach dem Brexit orientieren sich deutsche Unternehmen nach Osten, die Exporte nach Polen, Tschechien, Ungarn und Russland haben zugenommen, aber dieses Wachstum wird durch die „besorgniserregenden politischen Tendenzen“ zwischen Deutschland und dem konservativen ungarisch-polnischen Länderpaar ernsthaft bedroht – warnte Oliver Hermes, der deutsche Ostpräsident des Handelsverbandes und Vorstandsvorsitzender von WILO, berichtet korkep.sk.

Mittel- und Osteuropa wird laut Hermes zu einem wichtigen Handelspartner für deutsche Unternehmen. Im ersten Halbjahr stieg das Volumen der deutschen Exporte in die mittel- und osteuropäischen Länder auf 124 Milliarden Euro und das Importvolumen auf 121 Milliarden Euro, was einer Steigerung von 25 Prozent entspricht. Der Außenhandel mit Mittel- und Osteuropa macht ein Fünftel des deutschen Handels aus.

Gleichzeitig wies Hermes auf die besorgniserregenden politischen Umstände hin, es kommt vor, dass die Berliner Regierung Einwände gegen die politische Ausrichtung Warschaus und Budapests erhebt und die irreführenden Vorwürfe gegen die beiden Länder in Bezug auf Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit akzeptiert. Hermes forderte die Bundesregierung auf, die politischen Beziehungen zu Budapest und Warschau zu ordnen und den konstruktiven Dialog auch in Richtung Brüssel zu unterstützen.

Großbritannien wird durch Mittel- und Osteuropa ersetzt

Der Brexit und das jüngste Abflauen der Corona-Welle haben gezeigt, dass der Handel der extrem (im Wesentlichen zwangsläufig) exportorientierten deutschen Wirtschaft nach Osten zeigt, nach Polen, Tschechien, Ungarn und Russland. Die deutschen Exporte in dieses Land stiegen im ersten Halbjahr um 20 Prozent, auch die Importe aus diesen Ländern legten deutlich zu.

Gleichzeitig ist der deutsche Handel mit Großbritannien nicht gestiegen, sondern um 2,3 Prozent gegenüber dem Halbjahreswert vor einem Jahr zurückgegangen (was ein deutlicher Rückgang ist, da das vergangene Jahr bereits vom Abschwung geprägt war verursacht durch das Coronavirus).

Mit 40 Millionen Einwohnern ist Polen nach den USA und vor Frankreich der fünftgrößte Handelspartner Deutschlands. Großbritannien fiel derweil auf den 11. Platz zurück.

Es ist auch kein Zufall, dass trotz der antirussischen Sanktionen auch das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Russland zunimmt. Die Exporte von Berlin nach Moskau stiegen um fast 25 Prozent.

Laut Hermes soll die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 nicht behindert werden, obwohl der Gaskorridor einen gravierenden finanziellen und geopolitischen Nachteil für die mittel- und osteuropäische Region darstellt. Gleichzeitig erwartet der Präsident des Wirtschaftsverbandes von der Bundesregierung, dass sie der Region eine akzeptablere Alternative zu chinesischem Kapital bietet.

Vor Wahlen

Der Zeitpunkt des Beschlusses kommt nicht von ungefähr, am 26. September finden in Deutschland Bundestagswahlen statt, und laut neuesten Umfragen führt die sozialdemokratische SPD vor dem bisherigen Favoriten, der CDU/CSU.

Quelle: korkep.sk

MTI Foto: Sándor Ujvári