Die deutschen Sozialdemokraten, die Grünen und die Liberalen einigten sich auf eine Regierungskoalition und stellten ihr Programm vor. Ein Punkt davon ist die radikale Reform der Migrationspolitik, die Deutschland nachhaltig verändern wird.

Der Koalitionsvertrag sieht vor, dass die Koalition Mehrfachstaatsbürgerschaften einführen und den Weg zur Staatsbürgerschaft vereinfachen will.

Traditionell ist die doppelte Staatsbürgerschaft in Deutschland anders als in den USA oder Ungarn nicht erlaubt. Wer Deutscher werden will, muss jede andere Staatsbürgerschaft aufgeben. Eine Ausnahme bilden in Deutschland geborene Kinder von Eltern mit doppelter Staatsbürgerschaft. Wenn sie das Erwachsenenalter erreichen, müssen sie sich nicht entscheiden und können beide Staatsbürgerschaften behalten. Seit dem Jahr 2000 gilt die Regel für mehr als 1,5 Millionen Menschen, die somit Doppelbürger bleiben können.

Allerdings galt für jene Zuwanderer, die nicht in Deutschland geboren, sondern dorthin gezogen sind, bisher die Regel, dass sie die deutsche Staatsbürgerschaft nur erhalten konnten, wenn sie mindestens 8 Jahre im Land verbracht hatten, die Sprache sprachen, die Verfassung kannten, sich nicht verpflichtet hatten ein Verbrechen, und verzichteten etwa auf die Staatsbürgerschaft ihres Herkunftslandes.

Das wird sich ändern.

Die Koalition plant, die Aufenthaltsdauer für die deutsche Staatsbürgerschaft von acht auf fünf Jahre zu verkürzen. Diese kann auf drei Jahre verkürzt werden, wenn der Bewerber nachweisen kann, dass er sich gut eingelebt hat (was in der Praxis bedeutet, dass er etwas Deutsch spricht).

Am wichtigsten ist, dass Antragsteller ihre bisherige Staatsbürgerschaft nicht aufgeben müssen. Die neue Regel bedeutet vor allem für Türken eine Umstellung. Die deutschen Staatsbürgerschaftsregelungen waren für sie bisher vor allem ein Problem, weil einerseits viele von ihnen der Türkei sehr verbunden sind und nach ihrer Pensionierung vielleicht dorthin ziehen wollen – aber auch, weil die Türkei ihren Staatsbürgern nicht erlaubte, ihre Staatsbürgerschaft aufzugeben Staatsbürgerschaft bis 2009. Seither erhalten Türken, die ihre Staatsbürgerschaft aufgeben, eine „Blaue Karte“, die auch als Personalausweis dient, mit der bisherigen Personalausweisnummer darauf. Dieses Dokument gewährt ihnen die meisten Rechte, die türkische Staatsbürger genießen, mit der Ausnahme, dass sie nicht wählen können und keinen Militärdienst leisten müssen. Mit der Blauen Karte können sie jederzeit ihre türkische Staatsbürgerschaft zurückerhalten.

im Jahr 2020 ca. 1,5 Millionen türkische Staatsbürger lebten in Deutschland (ohne Türken mit deutscher Staatsbürgerschaft). Wenn die neue Regierung die Staatsbürgerschaftsreform durchführt, werden die meisten von ihnen sofort Anspruch auf die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Damit erhöht sich die Stimmenbasis bei der Bundestagswahl. Davon würden nach bisherigem Wahlverhalten SPD und Grüne profitieren, die Christdemokraten benachteiligt.

Den vollständigen Artikel von Boris Kálnoky HIER .