Nach sechzehn Jahren als Kanzlerin hätten alle genug gehabt, besonders aber Angela Merkel. Ich muss mit gesenktem Blick gestehen, dass ich vor sechzehn Jahren zum ersten Mal auch für ihn, also die CDU, gestimmt habe. Weil ich dachte, es wäre gut für das Land, wenn nach der „basta“-Kanzlerin mit vielen sozialwissenschaftlichen Ausbildungen eine vernünftige, naturwissenschaftlich bewanderte Frau die Macht übernimmt. Weil ich damals nicht wusste, dass das ostdeutsche Aktivistenmädchen, gleichaltrig wie ich, mit ähnlicher Sozialisation in unseren Teenagerjahren, nur Macht wollte. Als er oben ankam, wusste er nicht, was er mit dem Land anfangen sollte.
Ich wusste damals nicht, wie sehr diese Kaderdame mit privilegierter Stellung in der DDR, die auch für Reisen in den Westen (!) als geeignet befunden wurde, alles in ihrem Leben ihrer Karriere unterordnete. Die Hilfe ihres späteren zweiten Mannes kam ihr für ihre Promotionsarbeit, die FDJ (wie das KISZ) organisatorische Grundstellung in der akademischen Forschung und nach dem Mauerfall der Freundeskreis des friedens- (also kommunistischen) Pfarrervaters zugute glättete die Unebenheiten auf dem Weg zum Aufstieg. Angela klopfte zunächst beim Zentrum der Sozialdemokraten an, dort hatte sie keinen Erfolg, weil sie sie zu einer Basisorganisation geschickt hätten, aber dank der kirchlichen Verbindungen ihres Vaters wurde sie sofort stellvertretende Sprecherin der Demokratischen Bewegung (DA). Der Parteigründer entpuppte sich bald als Spitzel, die Partei erlosch und löste sich in der CDU auf, bei der sich Angela nie beworben hatte und nie Mitglied werden wollte.
Letzteres wusste Bundeskanzler Kohl entweder nicht, oder es wäre ihm egal gewesen, weil er unbedingt eine ostdeutsche Frau brauchte, um die Überlegenheit westlicher Männer in der ersten Regierung des wiedervereinigten Deutschlands scheinbar auszugleichen. So wurde aus der kinderlosen Angela Merkel Kohls „kleines Mädchen“ und Familienministerin. Und später der Umweltminister. Angela, sobald sie die Gelegenheit hatte, exekutierte ihren Parteivater, riss Kohl mit einem FAZ-Artikel im Rahmen des Parteienfinanzierungsskandals vom Thron, und nachdem der „Thronfolger“ Scheuble auch noch in eine Parteispende geriet bar überreicht und nicht amtlich erfasst, - es hätten aber noch viel mehr Personen beteiligt sein können, - jedenfalls nutzte Frau Merkel die Gelegenheit und wurde schnell CDU-Vorsitzende. Mit einem Husarenschnitt gelang es ihm zudem, den sonst so beliebten und talentierten Friedrich Merz von der Spitze der mächtigen CDU-CSU-Bundestagsfraktion zu verdrängen. Ab und zu ließ er sich vorziehen, aber nur, weil er aus verlässlichen Umfragedaten ableiten konnte, dass weder er noch der CSU-Kanzlerkandidat eine Chance auf einen Sieg haben würden, und so blieb 2002 der Sozialdemokrat Schröder Kanzler . Der 2005 von den eigenen Leuten so gestürzt wurde, dass sie mit dem Gegner eine große Koalition eingingen, so kam Angela Merkel um Haaresbreite an die Macht.
Die von Schröder eingeleiteten harten Arbeitsmarktreformen brachten in den ersten Jahren von Merkels Kanzlerschaft die erwartete Besserung, d.h. gute wirtschaftliche Ergebnisse fielen Merkel in den Schoß, ohnehin hatte man das Gefühl, als sie oben ankam, war die Störaktivität in Untätigkeit erstarrt, das war schon genannt vermittelnder Führungsstil, abwartendes, ergebnisabhängiges Analysieren, ruhiges Regieren, jedenfalls war Merkels Regieren von außen nicht von Führungsentschlossenheit geprägt. Doch das wäre nicht nötig gewesen, bis die Finanzkrise infolge der neoliberalen Reformen der Sozialdemokraten die deutsche Wirtschaft ins Wanken brachte. Während der Finanzkrise begannen Irrationalitäten und Vertragsverletzungen. Unter dem Deckmantel der „Rettung“ Griechenlands hat Merkel deutsche und französische Banken gerettet und gleichzeitig die entsprechenden Euro-Kontrakte auf den Weg gebracht. Aufgrund des japanischen Tsunamis drehte er sich genau um 180 Grad und ordnete die teilweise sofortige und teilweise schrittweise Stilllegung der deutschen Atomkraftwerke an. Das Hochwasser in Nordrhein-Westfalen verursachte später Kriegsschäden im Ahrtal, weil in dieser Zeit unter der Kanzlerin kein Cent für die Modernisierung der Infrastruktur ausgegeben wurde. Nicht umsonst sagte der CDU-Kanzlerkandidat im Wahlkampf, Deutschland sei lösungsreif. Während seine eigene Partei 16 Jahre lang an der Macht war. Aber nur scheinbar. Merkels Platz wäre in einer Partei gewesen, die außen grün und innen rot ist. Ihre völlige Irrationalität während der Flüchtlingskrise ist erschöpfend dokumentiert. Aber vergessen wir nicht, dass er seine eigene Partei, die CDU, praktisch zerstört hat, der stärkste Beweis dafür ist das Erscheinen der AfD auf der deutschen parteipolitischen Palette. Sie ist eine direkte Folge von Merkels AfD-Politik. Unzählige Sätze ließen sich von Merkel selbst zitieren, vom Fechten für die Atomenergie bis zum Scheitern der Integration, die heute die AfD vertritt und als rechtsextreme Position etikettiert. Er verjagte alle talentierten und fähigen Leute und brachte sie oft in Positionen, in denen sie mehr Schaden als Nutzen anrichteten. Die langen klatschenden Sohlenlecker blieben. Indem wir das afghanische Abenteuer unterstützten, verteidigten und verteidigen wir unter Merkel Deutschland in Afghanistan und an zehn weiteren Orten, was völlig im Gegensatz zur ursprünglichen Wahrnehmung der Bundeswehr steht. Irgendwann um 2016 hat er die Digitalisierung zu seiner Aufgabe erklärt, seitdem ist nichts passiert, das deutsche Internetnetz ist auf dem Niveau eines Entwicklungslandes. Ich vermute, es liegt daran, dass der ehemalige Physiker als Politiker dem wissenschaftlichen und technischen Fortschritt eingeschlafen ist und bis 1990 nur von dem lebte, was er sich angeeignet hatte. Und das reicht heute zu nichts.
Wie die versprochene utopische CO2-Reduktion ohne Atomkraftwerke und gleichzeitiger Abschaltung von Kohlekraftwerken durchgeführt werden kann, ist vorerst ein Rätsel. Tatsache ist, dass die Einwohner Deutschlands bereits heute die höchsten Nebenkosten der Welt zahlen, die Steuern himmelhoch sind und keine Aussicht auf Besserung besteht. Die Behörden reagierten auf den Aufruhr gegen Merkels Politik, indem sie die AfD zum Paria machten und Zensur einführten, womit die Heuchelei ihren Höhepunkt erreichte. Jedenfalls waren Merkels Gespräche mit Zuckerberg oder ihre Teepartys mit den Besitzern eines Teils der deutschen Presse nicht nutzlos.
Während Merkels Kanzlerschaft nahm die Macht der Machtbereiche entweder ab oder sie waren einseitig. Das Verfassungsgericht ist ein Schatten seiner selbst, und wenn es – auch nur einmal – seine Missbilligung der Überdehnung der EU zum Ausdruck bringt, tut es dies nur mit einer Entschuldigung. Die Macht der (Mainstream-)Presse wird immer offensichtlicher, wen sie angreifen, der wird früher oder später fallen. Und selbst wenn sich später – meist – herausstellt, dass das, was behauptet wurde, nicht stimmt (z. B. im Fall von Christian Wulf), hat der Unglückliche bis dahin bereits alles verloren. Dies ist das 21. Jahrhundert. Jahrhundert moderne Form des Lynchens. Unterstützt von Merkel…
Die Corona-Krise kulminierte nur in Merkels Katastrophenmanagement. Sie redeten hin und her und haben von Anfang an geredet. Zu der Zeit, als Pfennig-Schutzausrüstung benötigt worden wäre, stellte sich heraus, dass die Regierung Merkel trotz Vorlage einer Studie im Bundestag im Jahr 2012, in der genau eine solche Pandemie beschrieben wurde, den Katastrophenschutz vernachlässigte (wie so viele Sonstiges), also nichts noch vorrätig für so einen Notfall. Nichts. In anderen Fällen ist es möglich, nebeneinander zu reden, zu verschleiern, aber hier wurde schwarz auf weiß deutlich, dass Frau Merkel nur an ihren Privilegien interessiert war, nicht so sehr am Land. Nicht umsonst wünscht er sich für seinen Ruhestand ein ganzes Firmenbüro, um sich als Chef weiter in seinem Glanz zu sonnen. Gleichzeitig präsentiert er sich als bescheidener, einfacher Bürger, was die meisten Menschen akzeptieren. Aber er kann das Verhalten des Sozialismus einfach nicht entkleiden. Wo das auch der Fall war. Die Anführer gaben vor, Kinder des Volkes zu sein, während sie in Privilegien badeten, von Jagdschlössern bis zu Villen in Rózsádomb oder Wandlitz.
Eine Sache ist sicher. Heute ging eine Ära zu Ende. Dass der Nachfolger, der in den Cumex-Fällen ein paar hundert Millionen Euro Steuergelder an eine Hamburger Privatbank gegeben hat, während des Wirecard-Skandals Finanzminister war und die Antifa Hamburg zerstören ließ, während er mit den Spitzen der G20 an der Elbe saß Philharmoniker, was für ein Kanzler wird er sein, das wird die Zeit zeigen.
Autor: Dr. Andreas Martin
Foto: EPA/Omer Messinger