Es sei notwendig, Universitäten mit Industrie und Wirtschaft zu vernetzen, findet István Szászi (Bild oben), der die Bosch-Gruppe in Ungarn und der Adria-Region leitet. Die Praxis in Deutschland beweise, so der Experte, dass nur diejenigen Hochschulen erfolgreich und anerkannt wurden, die in den Wirtschaftskreislauf einsteigen konnten.
Bosch führt F&E-Aktivitäten für autonome Fahrzeuge in den Bundesstaaten Kalifornien, Deutschland und Ungarn durch. In Ungarn beschäftigen sich mehr als tausend Menschen innerhalb der Bosch-Gruppe nur mit der Entwicklung selbstfahrender Autos. Diese Tatsache beweist eindeutig, dass das Wissen und die Innovationskraft unserer ungarischen Kollegen Weltklasse sind.
- Worauf ist die erwähnte Innovationskraft zurückzuführen?
Ungarns intellektuelles Kapital ist nahezu grenzenlos. Wir haben hervorragende Fachkräfte in allen Altersklassen und das spiegelt sich auch in der Praxis wider. Im Bosch-Entwicklungszentrum in Budapest reichen wir wöchentlich drei Patente beim National Office of Intellectual Property ein. Wir können stolz darauf sein, dass die Bosch-Gruppe ungarische Innovationen unter anderem in Japan und Deutschland einsetzt.
- Entscheiden sich ungarische Berufstätige für eine inländische Karriere statt für eine ausländische?
Auslandserfahrung ist sehr wichtig, wir unterstützen auch unsere Kollegen innerhalb der Unternehmensgruppe dabei, Auslandserfahrungen zu sammeln und Geschäftsstandards und -kulturen in anderen Ländern kennenzulernen. Ich arbeite seit 18 Jahren bei Bosch, davon mindestens 8 Jahre im Ausland. Die Löhne im Ausland sind zweifellos höher, aber auch das Leben selbst ist teurer als zu Hause. Auch in Ungarn lässt sich westlicher Lebensstandard erreichen, es kommt nicht unbedingt nur auf die Höhe des Gehalts an. Solange wir bei Bosch für die im Silicon Valley üblichen Arbeitsbedingungen und Professionalität sorgen, kann es kein Problem mit der Abwanderung von Fachkräften geben.
- In vielen Fällen beeinflussen Universitäten die Innovation. Wie konkurrenzfähig ist das Wissen, das ungarische Universitäten Studierenden im Ausland vermitteln?
Vor Bosch war ich Universitätsforscher an der Budapest University of Technology and Economics (BME) und fand mit den dort erworbenen Kenntnissen meinen Platz in der deutschen und amerikanischen Privat- und Industriesphäre. Ich glaube, dass die ungarischen Universitäten jungen Menschen starkes und zuverlässiges Wissen vermitteln.
-Warum sind Sie in die Privatwirtschaft gewechselt?
Neben der Universitätsausbildung nahm ich an ungarischen Automobil- und amerikanischen Luft- und Raumfahrtprojekten teil. In der industriellen Forschung fand ich inspirierend, dass sie nicht bei der theoretischen Forschung stehen bleibt, sondern die Ergebnisse auch in der Realität anwendet.
-Nach der Argumentation der Regierung und der Experten ist es notwendig, das Modell der Universitäten zu ändern, weil es die wissenschaftliche Gemeinschaft näher an die Marktteilnehmer bringt. Stimmst du dem zu?
Die Industrie muss mit den Hochschulen zusammenarbeiten und umgekehrt. Auch in Deutschland habe ich festgestellt, dass nur die Universitäten, die eng mit der Industrie und der Wirtschaft verbunden sind, wirklich erfolgreich und anerkannt wurden. Wie ich gerade erwähnt habe, dürfen wir nicht bei Forschungsergebnissen stehen bleiben, wir müssen auch Werte am Markt schaffen, und dafür ist meines Erachtens auch die Modernisierung der Hochschulbildung unausweichlich, ein Umdenken notwendig. Die Gründungsform gilt in Ungarn noch als neu, ist aber in Westeuropa oder den angelsächsischen Ländern bereits ein bekanntes Modell.
Den vollständigen Artikel von Makronóm/Mandiner können Sie hier lesen
Autor: Zsolt Szakacs
Foto: János Vajda/MTI