Politik ist eine interessante Sache: Was und warum sagt der Politiker, hat er einen Hintergedanken usw. Es gibt Orte, an denen Politik nur Ökonomie, Interessenbehauptung, momentane Konfliktbearbeitung und technisches Machtspiel ist. Wir haben auch Philosophie.

Wir möchten unser Leben und unsere Ziele verstehen: wer wir sind, wo wir hingehören, woher wir kommen, wohin wir gehen.

Auch Viktor Orbán beschäftigt sich regelmäßig mit diesen Themen, er ist ständig am Suchen und Schleifen, er will die treibenden Kräfte verstehen, er sucht Antworten auf aktuelle Probleme ebenso wie auf die großen Fragen der Existenz oder der Geschicke der Nation.

In seiner diesjährigen Rede in Tusvány tauchte – neben vielen anderen wichtigen Dingen – ein Wort auf, das seither das öffentliche Leben im Land auf Hochtouren hält. Die Meinungen darüber, wie bewusst der Premierminister die Begriffe „Rasse“ und „Rassenmischung“ verwendete, oder ob er es als Gummiband beabsichtigte, um die Aufmerksamkeit von etwas anderem abzulenken, gehen auseinander. Sowohl ihre Befürworter als auch ihre Gegner fielen je nach Standpunkt und Temperament auf die Analyse des Textes herein.

Im Land der zehn Millionen Fußballtrainer, Virologen und Militärexperten entgegneten die „Biologen“ sofort, es gebe nur eine Spezies Mensch. Es stimmt, denn je zwei Menschen leben auf der Erde – wichtiger Zusatz: nur ein Mann und eine Frau!!! - kann fortpflanzungsfähige Nachkommen hervorbringen. Allerdings verwenden weder der Premierminister noch die Medien oder Politiker den Begriff im biologischen Sinne. Ob Sie es mögen oder nicht, die Umgangssprache ist lockerer als der wissenschaftliche Jargon. Statt Mongolisch sprechen wir oft von Tatarstan, statt Großbritannien reden wir oft von England, wir reden von unserem Gewicht, auch wenn es ein Problem mit der Masse gibt, und alle das eckige Heft ein kariertes nennen.

Problematisch ist der Diskurs über Rassenvermischung nur in Europa, das gewisse historische Vorläufer hat.

In der westlichen Welt gilt dies als Tabu, was den Rest der Welt ansonsten nicht sonderlich betrifft: Überall finden stammes-rassisch-ethnische Kriege und Verfolgungen statt, aber philosophische Studien sind daran nicht angebracht. (Nota bene: Die antirussischen Maßnahmen des Westens – die wirtschaftspolitischen, kulturellen und sportlichen Sanktionen – sind ebenfalls Beispiele für ethnische Ausgrenzung.)

Kulturen sind fast überall rassistisch, aber nur in Europa haben sie einen Selbstgeißelungs- und Selbstbestrafungsmechanismus entwickelt. Auch wenn neuerdings ein Asiate oder Afrikaner einem Europäer Rassismus vorwirft, beruht das auf dem eigenen Gedankengang der Europäer. Ein Japaner oder ein Kongolese würde nicht daran denken.

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Autor: Zsolt Ungváry

Bild: Pressestelle des Premierministers