Der deutsche Jurist Hans-Georg Maaßen war von 2012 bis 2018 Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, also einer der Chefs der deutschen Geheimdienste. In einem Interview mit dem Internetportal „Hallo Meinung“ vom 4. November erklärte er, die CDU solle „merkelisiert“ werden. Das Interview wurde von Irén Rab übersetzt, wir werden es uns ansehen.

Viktor Orbáns Kommentar über die CDU vor einigen Wochen diente als Leitsatz des Interviews. Der ungarische Ministerpräsident hat es geschafft zu sagen, dass die CDU eine linke Partei ist. Maaßen gab Orbán recht, ihm zufolge habe sich die CDU in den letzten zwanzig Jahren unter der Führung von Angela Merkel deutlich nach links gedreht. Der Richtungswechsel war so erfolgreich, dass sie sogar die Sozialdemokraten in puncto Linke überflügeln.

Was Viktor Orbán in Europa widerfahre, erlebe seiner Meinung nach das, was vielen in Deutschland widerfahre: Er werde geächtet, verleumdet und versucht, ihn zu diskreditieren. Neben Putin gilt er als der wichtigste Nahfeind.

Die Art und Weise, wie sie ihn behandeln, ihn den gemeinsten Politiker Europas zu nennen, ist inakzeptabel. Einerseits, weil das nicht stimmt, und andererseits, weil es eines Staatsoberhauptes, aber auch Ungarns selbst unwürdig ist.

Neben Orbán, der auch als radikaler Rechtspopulist bezeichnet wird, steht seit kurzem Giorgia Meloni. Was heute in Europa passiert, ist selbst für den ehemaligen Geheimdienstchef unerklärlich. Die Linke nennt Andersdenkende Feinde und bekämpft sie auf gesamteuropäischer Ebene. Jeder kann sehen

wie Orbán oder Meloni vom „Brüsseler Sowjet“ oder der Linken, die die europäischen Hauptstädte dominiert, behandelt werden.

Maaßen rät, hartnäckig zu sein und klar zu sagen, dass es sich um Kommunisten oder sonstige Ökosozialisten handelt, die in Brüssel viele Unterstützer haben. Zum Beispiel auch Ursula von der Leyen. Sie leisten die klassische Desintegrationsarbeit gegen Orbán und alle, die nicht der linken Brüsseler Linie folgen. Die einzige Lösung besteht darin, ihnen gegenüber Rückgrat zu zeigen.

Politische Gegner werden in der westlichen Welt mit Stasi- oder, wenn man so will, KGB-Methoden behandelt. Grundlage der Methode sind Diskreditierung, Ausgrenzung und der Einsatz von spirituellem Terror.

In internationalen „Trainingscamps“ wird diese Technik Linksextremisten beigebracht. Ausgebildete Aktivisten tauchen überall auf, wir finden sie in der Welt der Medien, sie wenden die gleiche Methode gegen Andersdenkende an. Doch die überwiegende Mehrheit der Menschen denkt anders! Sogar in Deutschland.

Für Deutschland sieht Hans-Georg Maaßen, dass die CDU/CSU derzeit keinen Anschluss mehr an die vielen Millionen Menschen des konservativen bürgerlichen Lagers findet. In den letzten zehn Monaten hat sich gezeigt, dass der neue Parteivorsitzende Friedrich Merz die Politik Merkels leider fortsetzt. Die Partei muss sich in Politik und Programm klar von der Merkel-Ära und ihrem Personal distanzieren, sonst verliert sie die nächste Wahl. Wenn sich nichts ändert und die CDU nicht in die bürgerlich-konservative Richtung zurückfindet, muss sie sich den immer dünner werdenden linken Kuchen mit den Grünen, der kommunistischen Nachfolgepartei Linke und der SDP teilen. Und das wird eine klare Wahlniederlage bedeuten. Das Mitte-Rechts-Wahllager ist zunehmend enttäuscht, geht lieber nicht wählen, und das Vakuum auf dieser Seite wird immer größer. Das entstandene Vakuum muss irgendwann gefüllt werden, und das darf nicht durch eine radikale oder extremistische Partei geschehen. Millionen Menschen in Deutschland fühlen sich heute von niemandem vertreten.

Wenn die CDU eine wirklich konservative politische Kraft sein will, muss sie Angela Merkel und ihre Schützlinge loswerden, sie sollten aus der Partei ausgeschlossen werden.

Nötig sei eine „De-Merkelisierung“, so Maaßen, ein klares Signal angesichts des Schadens, den Merkel der Partei und Deutschland zugefügt habe. Die Konservativen wollen die Ära vergessen, als die CDU in eine Linkspartei umgewandelt wurde, und erwarten diese Distanzierung auch von Friedrich Merz.

Hans-Georg Maaßen wurde im Herbst 2018 mit sofortiger Wirkung seines Amtes enthoben. Während der Ausschreitungen in Chemnitz wurde ein Video veröffentlicht, in dem rechtsextreme Elemente Migranten bei einer Demonstration angriffen. Ziel war es offenbar, die AfD zu diskreditieren, Angela Merkel war persönlich entsetzt über die Bilder. Maaßen hingegen gab offiziell bekannt, dass die Aufnahmen gefälscht und manipuliert seien.

Quelle und vollständiges Interview: Magyar Hírlap

Beitragsbild: AFP/Martin Schutt