Der preisgekrönte ungarische Schriftsteller und Übersetzer Ottlik Géza Kossuth und József Attila wurde vor 111 Jahren in Budapest geboren. Mahnwache vom Dezember 1971: „Wer ist Jesus für mich?“ Man erinnert sich an ihn mit seiner Antwort auf eine Rundfrage auf der Facebook-Seite der Vigília-Redaktion. Sie können dies unten lesen.

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist die Frage nicht, was Jesus für die Welt, für die Menschheit, für die vergangenen und zukünftigen Jahrtausende bedeutet, sondern für mich persönlich als Einwohner von Budapest, wer er ist, dann ist die Frage leicht zu beantworten.

Mein Herr und Erlöser. So wie es eine Antwort auf diese Frage gibt, geht es auch darum, wer zum Beispiel die in Kecskemét geborene Erzsébet Szabó, Gézáné Ottlik, für mich war. Meine Mutter. Über mir ist der Sternenhimmel. Aber was der Sternenhimmel, meine Mutter oder Jesus für mich bedeuten, darüber denke ich normalerweise nicht nach und kann es auch nicht beantworten. Es gehört niemand anderem, es ist eine vertrauliche Privatsache für uns beide, mich und den Sternenhimmel. Die vorhandenen Bedeutungen der menschlichen Sprache, die Regeln ihrer Zusammensetzung und die vorhandene begriffliche Ausstattung unseres Denkens erlauben es uns nicht, solche intuitiv erfassbaren Inhalte auszudrücken – in der Sprache und jenseits der Sprache. Wir können nicht über die wichtigsten Dinge reden oder darüber nachdenken. Die Grundlagen unserer Existenz bewahren – in den Tiefen der Stille – intakte, vollständige Inhalte. Sprache kann ihre enorme Komplexität in Unterbedeutungen, emotionale, emotionale, ethische, ästhetische, gedankliche und willentliche Bedeutungen zerlegen. Diese Interpretationen sind alle verkürzt und falsch. Der Autor bedient sich der Sprache nicht in dieser interpretierenden, zerlegenden Funktion, sondern im Gegenteil, man könnte sagen, indem er die Struktur der Grammatik und das Bedeutungssystem der Wörter missbraucht, versucht er, die ursprüngliche Integrität und Vollständigkeit der Welt in seinem Werk wiederherzustellen Gedichte und Romane. Und wenn ihm das überhaupt gelingt, kann ihm das nur gelingen, wenn Zuhörer in seinen Text einfließen. Und wenn mein Werk nicht all das enthält, meine Mutter, den Himmel, Jesus, dann ist nichts darin.

Sie dürfen nicht namentlich vorhanden sein – das Gedicht handelt nicht von den Sternen, nicht von Jesus, nicht von der Mutter des Dichters –, sondern in Wirklichkeit. Wäre Er nicht in mein Werk aus so profanen, weltlichen Bedeutungsmomenten eingeflossen – wenn nicht anders, dann als Durst, unsterbliche Sehnsucht, die Sehnsucht des Hirsches nach dem schönen kühlen Strom – dann hätten wir nichts geschaffen.

Quelle: romkat.ro / Ursprünglich veröffentlicht: Vigilia, Dezember 1971, 860.

Ausgewähltes Bild: Fortepan/József Hunyady