András Szalay-Berzeviczy – der Leiter der TranzPress Kft., die sich mit internationaler Medienbeobachtung und -analyse beschäftigt – erzählte uns, wie seiner Meinung nach das Medienbild Ungarns aussieht und warum es so ist.

Seit 1956 war die Medienpräsenz Ungarns nicht mehr so ​​stark wie in den letzten zwölf Jahren. Der Hauptgrund dafür liegt darin, dass die souveräne ungarische Regierung, die die Zukunft Europas im nationalen Rahmen sieht, in vielen Fällen im Widerspruch zu den Mainstream-Medien und der politischen Arena steht.

Die Mainstream-Presse eröffnet aufgrund einer Reihe von Fragen das Feuer auf den ungarischen Premierminister und korrigiert sich dann im Laufe der Zeit stillschweigend.

Ein klassisches Beispiel hierfür ist der Artikel der liberalen Zeitung „Die Presse Viktor Orbán hat recht gehabt – und eine Entschuldigung verdient“ aus dem Jahr 2020. Der starke Gegenwind hielt jahrelang an, doch mittlerweile hat sich die Schließung der Südgrenze nicht nur in der konservativen westlichen Presse, sondern auch in einigen liberalen Medien durchgesetzt. Die heimische Regierung gibt konkrete Antworten auf wichtige gesellschaftliche Fragen, und die internationalen Medien strafen sie meist unverhältnismäßig, mit Übertreibungen und oberflächlichen Stereotypen.

In unserem Medienbild geht es nicht nur um uns selbst, sondern auch um die innenpolitischen Kämpfe fremder Länder. Ein großer Teil der amerikanischen konservativen Presse beispielsweise schreibt heute solche Lobeshymnen auf Ungarn, dass es nicht schwer zu erkennen ist: Sie benutzen uns in ihrem – oft scheinbar aussichtslosen – Kampf mit den Demokraten. Für sie ist es ein Beispiel, dem man folgen sollte, wie eine konservative, rechte Regierung zyklisch gegen den Gegenwind eines stark linken politischen und medialen Raums auf den Beinen bleibt.

90 Prozent der internationalen Nachrichten werden von vier großen Nachrichtenagenturen produziert: Associated Press, Agence France-Presse, Reuters und Bloomberg. Laut internationalen Medienforschern sind diese Nachrichtenagenturen zentristisch, genauer gesagt links von der Mitte.

Es herrscht eine Art Monopol auf dem Meinungsmarkt, und was in der Welt politisch berichtenswert ist, entscheiden die großen Redaktionen der Nachrichtenagenturen.

Beim sogenannten Schwarmjournalismus-Trend übernehmen Journalisten die Nachrichten der Agenturen ohne zu hinterfragen, oft ohne die Position der Gegenseite, in diesem Fall der ungarischen Seite, wissen zu wollen. Mittlerweile gibt es in der westlichen Welt rechts von der Mitte keine Nachrichtenagentur mehr. Und die Situation verschärft sich, wenn wir die Indikatoren des weltweiten Nachrichtenkonsums berücksichtigen. Die drei größten Nachrichtensuchseiten, MSN News, Yahoo News und Google News, erreichen täglich jeweils eine Milliarde Besucher und suchen hauptsächlich nach Nachrichteninhalten großer Nachrichtenagenturen. Dadurch erreichen die Schriften von AP täglich eine Milliarde Menschen. Im Vergleich zu diesem riesigen Publikum ist eine rechte Zeitung mit einer Reichweite von einigen Tausend Menschen ein Tropfen auf den heißen Stein.

Vierzig Jahre Sozialismus und ein fehlgeleiteter Medienmarktsystemwechsel sind die Gründe dafür, dass die Frage der Mediensouveränität und der nationalen strategischen Bedeutung der Medien erst seit Kurzem auf unserer Agenda steht. Im Westen ist das kein Problem. In den meisten Teilen Europas befindet sich der Großteil des Medienmarktes in inländischer Hand, und selbst der westeuropäische Pressemarkt befindet sich im Besitz von zweihundert Jahre alten Familienunternehmen

Nach dem Regimewechsel war Ungarn im Zuge der spontanen Privatisierung das erste Land im ehemaligen Ostblock, das den Pressemarkt ausverkaufte. Der Franzose Robert Hersant kaufte Magyar Nemzet, der Brite Robert Maxwell kaufte Magyar Hírlap und Esti Hírlap, Grüner + Jahr kaufte Népszabadság, Ringier kaufte Nemzeti Sport, die Westdeutsche Allgemeine Zeitung HVG und die ländlichen Zeitungen von Axel Springer. Wir könnten endlos darüber reden, wie ausländische Medienkonzerne den inländischen Pressemarkt aufgebrochen haben. Es war ihnen auch egal: Sie waren hier, um Gewinne zu maximieren, nicht um die Medienkultur oder die Journalistenausbildung in Ungarn zu fördern. So kommen wir zu der Aussage von Pál Eötvös – ehemaliger Népszabadság-Chef und MÚOSZ-Präsident – ​​aus dem Jahr 2007, dem kaum Rechtsextremismus vorgeworfen werden kann: „Dass der Ringier-Verlag siebzig Prozent aller landesweit vertriebenen Tageszeitungen besitzt, kann nur passieren.“ Ungarn und Bananenrepubliken.

Alle Gesetzgeber kämpfen für die Souveränität der Medien, von Europa über den arabischen Raum bis nach Australien. Es ist ein Grundprinzip, dass es keine Demokratie ohne Presse gibt. Die Presse hat nicht nur die Macht, die öffentliche Meinung zu formen, sondern auch, Politik zu machen. Ich war an vielen Orten auf der Welt, aber nirgends habe ich gesehen, dass ein Land auf die Bedeutung der Medien für die nationale Strategie und Souveränität verzichtet hätte.

Quelle: Mandarin

Beitragsbild: Árpád Földházi