Neun Jahre lang beriet Justizministerin Judit Varga im EP, seit 2018 verteilt sie in Brüssel gezielte Ohrfeigen an die Feinde Ungarns und der EU. Geschrieben von Mátyás Kohán.

Die Leute zwinkern oft nur, wenn sie Brüssel hören. Sie glauben, dass es um politische Erpressung geht, um einen raffinierten Plan zur Neuansiedlung von Migranten oder um Hunderte von Euro, die in Kokain getaucht werden. Es klingt vielleicht seltsam, aber es ist wahr: Brüssel gehört auch uns, und es ist keineswegs hoffnungslos. Zumindest letzte Woche hat das eindeutig bewiesen. In dieser besonderen Gnadenwoche kamen das Europäische Parlament, der Rat der Europäischen Union und die ungarische EU-Politik gleichzeitig etwas Schönem, Gutem und Bedeutsamem näher.

Beginnen wir mit dem Europäischen Parlament, das immer noch das Unglaublichste ist. Diese Institution, die ein besseres Schicksal verdient hätte, wurde ausnahmsweise nicht geboren, sondern war ein Traum des grünen Fiebers. Und um das Märchen noch atemberaubender zu machen: Er hat es losgeworden, weil die Europäische Volkspartei in einer dunklen Ecke des Louise-Weiss-Gebäudes ein kleines Stück seiner früheren Männlichkeit gefunden hat. Die Europäische Volkspartei, die Europäischen Konservativen und Reformatoren sowie Identität und Demokratie stimmten als geschlossene Einheit gegen das sogenannte Naturwiederherstellungsgesetz.

Bei allem Respekt vor den europäischen Ökologisierungsplänen wollten die populistischen Belgier, Niederländer und Schweden mitten in der Nahrungsmittelinflation und der Immobilienkrise nicht landwirtschaftliche und städtische Gebiete in Urwälder verwandeln, schon gar nicht ohne Wirkungsstudien und Berichterstattung. Der Gesetzentwurf scheiterte im Umweltschutzausschuss des EP dank der Einigkeit der rechten Fraktionen und der entscheidenden Stimme von Edina Tóth von Fidesz.

Unterdessen scheint selbst auf dem Gipfeltreffen des Rates der Europäischen Union der gesunde Menschenverstand ins Wanken geraten zu sein. Die Staats- und Regierungschefs entschieden sich dafür, die europäische Munitionsproduktion und Militärtechnologie anzukurbeln, erhebliche Investitionen in die Militärindustrie zu tätigen, die Idee einer wirtschaftlichen Trennung von China abzulehnen und auf einen ausgewogenen wirtschaftlichen Wettbewerb hinzuarbeiten.

Sie wünschten Ursula von der Leyen viel Glück bei ihrer Reise durch Nordafrika und schmiedeten Vereinbarungen ähnlich dem Merkel-Erdoğan-Pakt von 2016, der die Migration auf dem Balkan deutlich reduzierte. Und die wieder zusammengesetzte ungarisch-polnische Achse machte den Ministerpräsidenten klar, dass sie nicht einmal von einer gemeinsamen EU-Position in der Einwanderungspolitik zu träumen wagen sollten, solange sie versuchen, die Einwanderungsquote einzuführen, indem sie die einstimmige Entscheidungsfindung hinterlistig täuscht.

Unterdessen wurde in Budapest der Vorsitzende der Fidesz-EP-Liste für die Wahlen im nächsten Jahr ernannt, der angesichts der Zeichen der jüngsten Vergangenheit in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres auch EU-Kommissar werden könnte. Neun Jahre lang beriet Justizministerin Judit Varga im EP, seit 2018 verteilt sie in Brüssel gezielte Ohrfeigen an die Feinde Ungarns und der EU.

Seine Nominierung ist in mehrfacher Hinsicht symbolisch: Von Pál Schmitt bis Tibor Navracsics waren die bisherigen Listenführer und Kommissarkandidaten der Partei auch Persönlichkeiten des ungarischen öffentlichen Lebens außerhalb der EU, während Varga bereits zu einem gereiften Politiker im Europäischen Parlament geworden ist.

In seiner Person verkörpert er auch die erwachsene ungarische EU-Mitgliedschaft und die Hoffnung, dass auch wir uns, wie die Franzosen, Italiener, Deutschen und Benelux-Staaten, die seit mehr als siebzig Jahren untereinander bewegen, früher oder später endlich in die EU-Politik integrieren werden . Dass wir uns bei EU-Debatten endlich nicht nur auf unseren Gerechtigkeitssinn und unsere beiden schönen Augen verlassen können, sondern auch auf die nötige Erfahrung, den Wortschatz und das Telefonbuch.

Die ungewöhnlich vielen schönen EU-Geschichten der letzten Woche zeigen, dass der Weg zu einem besseren und ungarischeren Brüssel nicht über Entmutigung, sondern über harte Arbeit führt. Ein super Meilenstein, der Sie nicht belastet, stärkt Sie, daher lohnt es sich, alles, was Sie sich vorgenommen haben, mit großer Sorgfalt und unerschütterlich zu erfüllen. Denn gerade in EU-Angelegenheiten gilt: Wer nicht zögert, die Segel zu entfalten, dem kann sich mit Glück der Wind drehen. Dafür und nur dafür.

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