Sollte Deutschland Marihuana unter Umgehung der geltenden Vorschriften der Europäischen Union legalisieren, könnte dies auch für Ungarn eine ernsthafte Bedrohung darstellen. Es wird befürchtet, dass Deutschland wie in der Vergangenheit bei Einwanderung, LGBTQ und Kriegssanktionen erheblichen Druck auf die anderen EU-Mitgliedstaaten zur Legalisierung ausüben wird.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gab am Mittwoch bekannt, dass seine Regierung die sogenannte kontrollierte Legalisierung (MTI) des Anbaus und Konsums von Marihuana vorgeschlagen habe. Dem Entwurf zufolge sollen der Besitz (bis zu 25 Gramm) und der Anbau von Cannabis legal sein, bis zu drei Hanfpflanzen pro Person. Die sogenannten Cannabis-Clubs dürfen ihren Mitgliedern maximal 25 Gramm Cannabis auf einmal verkaufen, insgesamt also 50 Gramm pro Monat.
Die Bundesregierung hat dem Vorschlag zugestimmt, die Finalisierung, also die Zustimmung des Bundestages, muss jedoch bis September warten.
Um Streitigkeiten vorzubeugen, wurde der Entwurf an die zuständigen Behörden der Gewerkschaft weitergeleitet. Auch hier ist Vorsicht angebracht, denn es gibt viele Akzeptanzhindernisse, wobei wir davon ausgehen können, dass Deutschland im Falle der Umgehung von EU-Rechtsvorschriften in eine andere Einstufung fällt als beispielsweise unser Land oder Polen.
Experten zufolge sind die deutschen Bestrebungen sowohl mit internationalen Konventionen als auch mit EU-Regeln unvereinbar.
Nach den einheitlichen Vorschriften der Union darf die Pflanze nur zu gesundheitlichen Zwecken bei bestimmten Krankheiten verzehrt werden. Verbraucherkonsum ist daher grundsätzlich verboten und strafbar. Es ist kein Zufall, dass auch das benachbarte Frankreich, das ebenfalls großen Einfluss in der EU hat, die Legalisierung von Marihuana nicht unterstützt. Die Franzosen bestrafen Konsum und Handel streng und ihre Vorschriften gehören zu den strengsten in der Region.
Daran gibt es keine Pläne: Der französische Präsident Macron hat wiederholt darauf hingewiesen, dass eine Lockerung der Regeln, die dazu beitragen, den Drogenhandel in irgendeiner Form einzudämmen, nicht in Frage kommt.
Mit der Legalisierung wollte die Bundesregierung den Schwarzmarkt unterdrücken, die Justiz entlasten und den Kinder-, Jugend- und Gesundheitsschutz stärken. Der Konsum von Cannabis sei für Personen unter 18 Jahren weiterhin strengstens verboten und für Personen zwischen 18 und 21 Jahren nur begrenzt legal, erklärte Lauterbach. Allerdings mangelt es ihnen nicht an Erfahrung, wenn es darum geht, sich in der Welt umzusehen.
Die gleiche Begründung hatte damals auch Kanada, doch dort war das Experiment nachweislich erfolglos.
Die Droge ist auf den Straßen wild geworden, die organisierte Kriminalität floriert, denn statt in legalen „Coffeeshops“ kaufen Konsumenten stärkere und billigere Drogen bei Händlern.
Ungefähr 15 Prozent der Langzeitkonsumenten werden von Marihuana abhängig, und zwar nicht nur psychisch, sondern auch körperlich, wie bei jeder anderen Droge auch. Die Legalisierung wirft auch schwerwiegende Fragen zum Schutz von Kindern auf. Im Jugendalter – wenn sich das Gehirn noch in der Entwicklung befindet – ist häufiger und anhaltender Cannabiskonsum mit einem höheren Risiko verbunden, später eine Psychose zu entwickeln. Das sich entwickelnde Gehirn reagiert möglicherweise empfindlicher auf die negativen Auswirkungen von Cannabis. Fehlfunktionen und Schäden am Kreislaufsystem haben die gleiche schädliche Wirkung. Cannabiskonsum geht mit einem Anstieg der Herzfrequenz einher, was bei jungen Menschen zur Entstehung von Herzrhythmusstörungen führen kann. Darüber hinaus kann es zur Entstehung von Arteriosklerose und verschiedenen Stenosen, also Verengungen von Blutgefäßen im gesamten Körper, auch im Gehirn, kommen. Zudem steigert THC nachweislich die Blutgerinnung, da es zur Aggregation bzw. Verklumpung von Blutplättchen und damit zur Bildung von Blutgerinnseln führen kann. Diese durch Cannabis verursachten schädlichen Prozesse und Krankheiten zählen nacheinander zu den erhöhten Risikofaktoren für einen ischämischen Schlaganfall.
Wir können jedoch feststellen, dass Ungarn im Falle der Umsetzung des Vorschlags in ein Gesetz aufgrund der Schengen-Regeln und der deutschen Rolle im Tourismus in einer schwierigeren Situation sein wird als im Fall des ukrainischen Gesetzes.
Autor: Kristóf Téglásy, strategischer Direktor des Drug Research Institute
Quelle: hirado.hu
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