Im Westen sieht man es bereits: Orbáns Politik hat gesiegt, es ist fraglich, wann dies in offiziellen Foren zur Kenntnis genommen wird.
Im UnHerd These Times-Podcast berichteten Tom McTague und Helen Thompson über europäische Politik. Im Gespräch wurde insbesondere das Thema Migration angesprochen. Gleich zu Beginn der Sendung erklärten sie, dass sie in Ungarn eine interessante Haltung erleben. Sie verwiesen insbesondere auf die Politik von Viktor Orbán, der kürzlich sein Veto gegen das europäische Hilfspaket für die Ukraine einlegte, jedoch kein Veto gegen den Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen der Ukraine einlegte.
In Bezug auf die Politik von Viktor Orbán betonte Tom McTague, dass Angela Merkel während der Flüchtlingskrise 2015 als Verkörperung des Liberalismus in Europa angesehen wurde, während Viktor Orbán als Symbol des Illiberalismus galt.
Die damaligen Ereignisse wurden von vielen als Konfrontation zwischen den beiden großen Politikern wahrgenommen. Allerdings gehörten beide gleichermaßen zur Europäischen Volkspartei, waren also keine wirklichen politischen Gegenspieler, sondern galten als politische Verbündete.
Der einzige nennenswerte Meinungsunterschied zwischen beiden bestand im Fall der Asylbewerber, genauer gesagt bei der Verteilung der in Europa ankommenden Migranten.
Tom McTague kam jedoch zu dem Schluss, dass Merkels Position später sehr schnell mit der Position von Orbán in der größeren Frage übereinstimmte, nämlich der Tatsache, dass Asylbewerber grundsätzlich daran gehindert werden sollten, nach Europa zu kommen. „Ich denke, in der Geschichte geht es wirklich um Annäherung.
Und seitdem herrscht in der deutschen Politik Konsens darüber, dass sich das Jahr 2015 nicht wiederholen kann.
Orbán sagt also, dass er in dieser Frage gewonnen hat. Und ich denke, er hat recht“, sagte Tom McTague.
Laut Tom McTague formuliert die Mitte-Rechts-Partei diese Themen oft auf eine pro-europäische Art und Weise, während die Rechtsextreme dies manchmal auf eine euroskeptische Art und Weise tut.
Die Wahrheit sei jedoch, dass in vielen Fragen tatsächlich über die gleichen Dinge gesprochen und die gleichen Lösungen vorgeschlagen würden, heißt es in der Sendung.
Es hätte tatsächlich zu einer Art Wende in Deutschland kommen können, denn selbst einer der Spitzenpolitiker der CDU würde Asylbewerber ins Ausland schicken. Jens Spahn (derzeit stellvertretender Vorsitzender einer der CDU-Fraktionen) sprach am Wochenende auf einer Veranstaltung über die Unterstützung seiner Partei für den Vorschlag, Asylbewerber bis zur Entscheidung über ihren Asylantrag in andere Länder abzuschieben.
Zu den Ländern, die er ausdrücklich erwähnte, gehören Ghana, Ruanda, Moldawien und Georgien.
Eine weitere wichtige Erkenntnis aus der Show ist, dass die EU seit Juni 2023 versucht, ein Abkommen mit Tunesien abzuschließen, wonach Brüssel dem nordafrikanischen Land Geld geben würde, um die Grenzkontrollen zu verschärfen. Giorgia Meloni, Mark Rutte und Ursula von der Leyen unterstützten alle den Vorschlag.
Titelbild: Migranten auf der serbischen Seite der Grenze vor Polizistinnen, die auf der ungarischen Seite an der ungarisch-serbischen Grenze im Raum Röszke stehen.
Quelle: MTI/Sándor Ujvári