Die von der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, angekündigte De-Risking-Strategie ziele eigentlich auf die Trennung der europäischen und chinesischen Wirtschaft ab, was auf einen Block hindeutet, erklärte Balázs Hidvéghi. Interview.

Nach Ansicht des Fidesz-Europaabgeordneten liegt es – auch aus Sicht der grünen Wende – im grundlegenden Interesse der Europäischen Union, eine auf gegenseitigem Respekt basierende wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China zu verfolgen.

Die Belt and Road-Konferenz fand im Oktober zum dritten Mal in China statt. Zu dem Gipfel wurde Viktor Orbán eingeladen, der bei der Veranstaltung in Peking auch Wladimir Putin traf. Der Händedruck und Gedankenaustausch des ungarischen Premierministers mit dem russischen Präsidenten sowie sein Auftritt bei der Veranstaltung ließen in Brüssel die Sicherung durchbrennen. Wie lässt sich die Empörung des EU-Mainstreams erklären?

Von Anfang an gab es erhebliche Unterschiede zwischen der ungarischen und der EU-Position hinsichtlich der Strategie im Zusammenhang mit dem russisch-ukrainischen Krieg. Wir können sagen, dass die ungarische Position auf Realismus basiert. Er berücksichtigte die Kräfteverhältnisse und geht davon aus, dass die Ukraine diesen Krieg an der Front nicht gewinnen kann. Daraus folgt, dass der Fokus auf dem Waffenstillstand liegen muss und schnellstmöglich Friedensverhandlungen erforderlich sind.

Alles andere wird nur zu langwierigen Konflikten und weiteren Todesfällen führen. Gleichzeitig verfolgt die Position der EU von Anfang an einen moralischen Ansatz und folgt dem Satz „so lange es dauert“, was das Problem mit sich bringt, keine wirkliche, gut durchdachte Strategie darzustellen. Die Union hat nie genau definiert, was ihr Ziel auf dem Schlachtfeld ist und in welchem ​​Zeitrahmen sie es erreichen will, aber sie hat gleichzeitig deutlich gemacht, dass dies aus moralischer Sicht die einzig akzeptable Haltung ist. Dazu gehört auch der Ausschluss beispielsweise von Verhandlungen und Treffen mit Putin. Indem sie die Kriegsfrage zu einer moralischen Frage macht, tappt die Union in ihre eigene Falle. Indem Sie die Möglichkeit von Verhandlungen und Kontakten abschneiden, tragen Sie nicht dazu bei, diesen Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Gleichzeitig behält der ungarische Ministerpräsident die nationalen Interessen Ungarns im Auge, geht von der Realität und den Fakten aus und daraus folgt die Haltung, dass die Beziehungen aufrechterhalten und ausgehandelt werden müssen.

Auch wenn es nicht zu leugnen ist, ist die östliche Welt stärker geworden. China hat von der Europäischen Union den zweiten Platz in Bezug auf den Beitrag zur Weltwirtschaftsleistung übernommen. Was wäre der richtige Schritt, was sollte Europa in dieser Situation tun? Was sind Ihrer Meinung nach die Antworten auf dieses Dilemma im Europäischen Parlament?

Heute sehen wir, dass die EU-Führung nicht in der Lage ist, unabhängige europäische Interessen zu erkennen und zu verfolgen. Dahinter steckt ein alles entscheidendes Dilemma. Europa ist sich nicht einig, wie es sich auf der weltpolitischen Bühne verhalten soll: als unabhängiger Machtakteur oder als Untergebener Amerikas. Dies ist auch der Grund für die Unsicherheit der EU-Politik gegenüber China. Europa kann sich nicht entscheiden, ob es China als Partner, als Gegner oder gar als Feind betrachtet. Letzteres wird durch die zunehmend vorherrschende, vor allem von Amerika befeuerte Wahrnehmung verstärkt, dass die Welt nach den „Guten“ aufgeteilt werden kann, wo die westlichen Demokratien eingeteilt werden und wo es die „Bösen“ gibt, und hier sind die solche mit einer anderen Organisation als die westlichen Modelle, östliche Systeme wie China.

Ihrer Meinung nach ist es nicht möglich und nicht richtig, mit den „Bösen“ zusammenzuarbeiten.

Die ungarische Position hingegen denkt in einem anderen Koordinatensystem: Wir gehen von unseren eigenen nationalen Interessen, geografischen und wirtschaftlichen Bedingungen aus. Das ist ein völlig anderes Konzept.

Heute sehen wir, dass sich Europa im Gegensatz zu unserer Strategie in Richtung einer ideologisierten, moralisierenden Politik verlagert hat. Der Führung der Europäischen Union gelingt es nicht, ein Gleichgewicht zwischen Interessen- und Wertepolitik herzustellen, was die Unterordnung Europas weiter stärkt. Meiner Meinung nach ist eine solche Haltung der EU schlecht für Europa und führt dazu, dass Europa ständig seine Wettbewerbsfähigkeit verliert. So wie Ungarn die ungarischen Interessen im Auge hat, sollte die Europäische Union auch in der Lage sein, die Interessen Europas als unabhängiger Machtakteur zu artikulieren und dann auf der globalen wirtschaftlichen und politischen Bühne entsprechend zu agieren.

Das vollständige Interview kann auf Eurasia gelesen werden!

Ausgewähltes Bild: Róbert Hegedüs/Eurassia