Der Politikwissenschaftler Ervin Nagy betonte gegenüber Magyar Hírlap bei der Analyse der langen Parlamentssitzung, dass die politische Stabilität in Ungarn im Vergleich zu anderen Ländern der Europäischen Union besonders geschätzt werde. Er sagte: Seit die Regierungsparteien erneut einen Zweidrittelsieg errungen haben, seien viele Kontinuitäten im Gesetzgebungsverlauf zu beobachten.
Nach den Wahlen am 3. April habe im Parlament eine neue Zeitrechnung begonnen, sagte Ervin Nagy, dem XXI. Analyst am Century Institute. Er fügte hinzu, dass trotz der Tatsache, dass nach den Wahlen ein neues Parlament gebildet wurde, die Sitzungstage vor der Abstimmung auch ein fester Bestandteil des diesjährigen Frühjahrszyklus seien, und da die Regierungsparteien erneut einen Zweidrittelsieg errangen, könnten viele Kontinuitäten bestehen im Rahmen der Gesetzgebung beachtet werden. Dies ist aus Sicht der politischen Stabilität des Landes, also der Berechenbarkeit wirtschaftlicher und sozialer Maßnahmen, unerlässlich und wird auch in Zukunft in der durch die Corona-Epidemie und den Krieg verursachten Krise ein wichtiger Faktor sein. In der aktuellen Energiekrise und der Abwehr globaler Probleme ist die politische Stabilität eines jeden Landes zur Lebensaufgabe geworden, die in Ungarn mit einer parlamentarischen Zweidrittelmehrheit gewährleistet ist.
Klar ist, dass in jenen EU-Mitgliedstaaten, in denen sich nach den jüngsten Wahlen instabile Regierungskoalitionen gebildet haben, etwa in Deutschland, der Slowakei, Bulgarien oder Belgien, und nun offenbar auch in Italien das Krisenmanagement nicht reibungslos funktioniert. Die Koalitionspartner seien miteinander beschäftigt, ihre Energie sei im internen Kampf gebunden, so dass sie weder die Möglichkeit noch die Kraft hätten, die Krise effektiv zu bewältigen, erklärte der Politikwissenschaftler.
Er wies darauf hin: In unserem Land sei die parlamentarische Arbeit trotz aller internationalen linken Angriffe und Fake News nur während der Wahlkampfzeit ausgesetzt worden, die Demokratie habe reibungslos funktioniert und der Pluralismus sei weitgehend gewahrt. Schließlich ist in Bezug auf Kontinuität und Stabilität auch hervorzuheben, dass das Parlament vor den Wahlen über die Person des Präsidenten der Republik entschieden hat, Katalin Novák sein Amt jedoch erst nach der Einsetzung des neuen Parlaments angetreten hat, was ebenfalls die Berechenbarkeit gestärkt hat.
Die Verwirklichung der langfristigen sozialen und nationalen politischen Ziele, die Zyklen überschreiten, kann mit dem Zweidrittelsieg der Regierungspartei Fidesz-KDNP-Parteienbündnis zur Aufrechterhaltung der Arbeitsgesellschaft, der Politik der Steuersenkung, des Schutzes fortgesetzt werden der Leistungsreduzierung, die beispiellose Erhöhung der finanziellen und moralischen Unterstützung für Familien und die Beibehaltung des Kinderschutzgesetzes, die Stärkung der Solidarität mit den Ungarn über die Grenze hinweg, und endlich in der Lage, ihre erfolgreichen Maßnahmen im Zusammenhang mit der Einwanderung fortzusetzen.
Bei einem möglichen Sieg der Linken wären diese Maßnahmen gemäß den Wahlversprechen von Ferenc Gyurcsány und Péter Márki-Zay geändert oder abgeschafft worden, warnte Ervin Nagy. Er stellte fest: Die gleiche Kontinuität gelte für die "kulturelle Expansion", die Viktor Orbán Anfang dieses Jahres angekündigt habe und deren Ziel es sei, die Kultur der ungarischen Identität zu schützen und Institutionen und geistige Expansion auszubauen.
Im neuen Parlament hingegen haben sich die Machtverhältnisse zwischen der Opposition und damit auch die Politik der Opposition verändert. Im Parlament wurde eine Rekordzahl von neun Fraktionen gebildet, davon sieben in der Opposition. Die ungarische parlamentarische Opposition war noch nie so zersplittert, was kurzfristig der Parteienfinanzierung zugute kommt (denn mehr Fraktionen bedeuten mehr Budgethilfe für die gleiche Regenbogenkoalition), langfristig ein Wettbewerbsnachteil ist. Fragmentierung ist mit einer politischen Krise verbunden.
Da ist nichts zu sagen, die linken Volksvertretungen suchen ihre Stimme, aber ob sie künftig wieder gemeinsam oder getrennt Politik machen, ist vorerst nicht klar. Ferenc Gyurcsány plädiert vorerst für eine Koalition, während Jobbik, Párbeszéd und Momentum alleine aufbauen wollen, was zu weiteren Konflikten zwischen den Parteien führt. Tatsache ist, dass die derzeitige Fragmentierung nicht tragbar ist, die Krise der Linken auch eine strukturelle Krise ist, da die Stimmenbasis der heimischen Opposition nicht in der Lage ist, so viele und so viele verschiedene Parteien zu halten, glaubt der Analyst.
Die Mi-Hazánk-Bewegung sieht er als Ausnahme, weil die nationalradikale Partei von László Toroczkai bereits vor den Wahlen an der Entwicklung konkreter Aktionen und Ideen beteiligt war und so auch Alternativvorschläge im Parlament formulieren konnte. Andererseits haben sich die Parteien der Regenbogenkoalition in alle Richtungen der Windrose zerstreut, und da sie schon vor den Wahlen kein klares Programm entwickelt haben, sind sie bisher im Parlament nur zu einer wirkungslosen Protestpolitik und deren fähig Fortsetzung des endlosen Geschwätzes.
Die konstruktive Politik und klare Botschaft der Mi-Hazánk-Bewegung sei der Grund dafür, dass die Toroczkas nur einen Monat nach der Wahl in den Meinungsumfragen vor allen linken Parteien lagen, betonte Ervin Nagy. Das sei keine Überraschung, sondern ein notwendiger Prozess, glaube ich, dass die linken Parteien in eine intellektuell-ideologische, organisatorische und Führungskrise geraten sind. Lediglich die Demokratische Koalition blieb stabil, kann sich aber mangels Mitspracherecht derzeit auch nicht verstärken.
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Autor: Zsolt Sütő-Nagy
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