Die spektakuläre Verunsicherung von Bundeskanzler Olaf Scholz führt Deutschland langsam in den wirtschaftlichen Niedergang, mit bitteren Folgen auch für die Union und unser Land. Deutschland ist die größte Wirtschaftsmacht in Europa. Es ist also überhaupt nicht wichtig zu wissen, wer dieses Land führt, von dem wir Ungarn in vielerlei Hinsicht abhängig sind, da das von deutschen Konzernen in Ungarn erwirtschaftete BIP eine äußerst wichtige Rolle für die Wirtschaftsleistung unseres Landes spielt. Doch was treibt Olaf Scholz an und wer steckt dahinter?
Seit Ende 2021 führt der 64-jährige sozialdemokratische Politiker Deutschland in der sogenannten Ampelkoalition zusammen mit der liberalen (gelben) FDP und den Grünen. Scholz hat sich bei den Sozialdemokraten hochgearbeitet, war von 2009 bis 2019 Vizepräsident der SPD, von 2011 bis 2018 Hamburger Bürgermeister. Danach war er in der großen Koalition mit CDU/CSU von 2018 bis 2021 Vizekanzler und Finanzminister an der Seite von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er wurde im vergangenen Jahr Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten, und nachdem die CDU/CSU bei den Wahlen im vergangenen September kläglich gescheitert war und seine Partei gewonnen hatte, steht er seit vergangenem Dezember an der Spitze des mächtigsten Landes der Europäischen Union.
Es ist ein allgemeines Phänomen, dass wir die Informationen über die Politiker, die Europa und die Union führen, nicht kennen, die ihre Motivationen, Interessen und Handlungsspielräume am meisten bestimmen. (Zum Beispiel wird bei Macron fast nie erwähnt, dass er seine Karriere im Bankhaus Rothschild begann.) Deshalb ist es wichtig zu beleuchten, wer Olaf Scholz ist, wen er wirklich repräsentiert und davon ausgehend, was wir von ihm erwarten können in einer Zeit der Krise, die Europa vielleicht zuletzt durch den Zweiten Weltkrieg erlebt hat.
Beginnen wir vielleicht mit dem, was ich im Fall Ursula von der Leyen bereits in meinem vorherigen Artikel erwähnt habe. Und das ist die Tatsache, dass Olaf Scholz ebenso wie Ursula von der Leyen, Jens Spahn von der CDU oder zuvor der legendäre Wolfgang Schäuble an den Treffen der Bilderberg-Gruppe teilgenommen haben. Stimmt, er tat es nicht vier Mal, wie von der Leyen, nur einmal, 2010. Dieses jährliche reguläre und geheime Bilderberg-Treffen fand in Sitges, Spanien, statt, an dem unter anderem Josef Ackermann, der frühere Präsident der Deutschen Bank, Dieter Zetsche, der Chef von Daimler, Robert Zoellick, der Präsident der Weltbank, teilnahmen.
Wir wissen sehr gut, dass eine Einladung der Bilderberg-Gruppe in den meisten Fällen der Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit der globalen Elite ist...
Ab 2011 war Scholz Bürgermeister von Hamburg, in dieser Zeit brach der sogenannte Cum-Ex-Skandal aus, in dessen Verlauf die Steuerhinterziehungen von Riesenkonzernen aufgedeckt wurden, darunter auch der von Warburg Bankháza, zu der Scholz besondere Verbindungen hatte. Fakt ist auch, dass Scholz die Steuerhinterziehung zwar weitgehend verurteilte, aber laut Schimpfwörtern sein Beitrag vielleicht dazu beigetragen haben könnte, dass der Fall vertuscht wurde und es keine Konsequenzen gab.
Der andere Fall brach während seiner Amtszeit als Finanzminister aus: Die Wirecard AG meldete 2020 ihre Insolvenz an, und es stellte sich heraus, dass rund 1,9 Milliarden Euro bei dem Riesenkonzern verschwunden waren. Scholz versprach als Finanzminister öffentlich alles, dass man der Sache auf den Grund gehen werde. Seine Aktivitäten überzeugten jedoch nicht, die belastenden Akten kamen erst verspätet heraus, und mehrere Personen sprachen sein persönliches Engagement an.
Zu seinen erfolgreichen Aktivitäten gehört nicht, dass es während des dreitägigen G20-Treffens in Hamburg im Jahr 2017 zu groß angelegten und vehementen Demonstrationen vor allem von linksextremen Kräften in der Stadt kam, deren „Ergebnis“ 476 war verletzte Beamte und 12 Millionen Euro Schaden, Vandalismus in der Stadt, Anzünden von Autos etc. Der Stuhl von Scholz wurde von diesem erfolglosen Ereignis jedoch nicht erschüttert.
Aber kommen wir zur wichtigeren Frage: Wen vertritt Scholz? Als sozialdemokratischer Politiker würden wir die Interessen der Arbeiter unten denken und schon gar nicht die von Konzernen und globalen Finanzinstituten. Nun, da liegen wir falsch.
Scholz ernannte wenige Tage (!) nach seinem Amtsantritt als Finanzminister Jörg Kukies, den Chef der amerikanischen Weltbank Goldman Sachs in Deutschland, zu seinem Außenminister. Finanzexperte Ernst Wolff sagte damals, dies sei ein klares und eindeutiges Zeichen dafür, dass Scholz als sozialdemokratischer (!) Finanzminister die Angelegenheiten des Ministeriums unter die Interessen der Wall Street stelle...
Dafür gab es freilich Präzedenzfälle: Noch als er Hamburger Bürgermeister war, brach das Finanzinstitut namens HSH Nordbank zusammen, und durch Scholz’ wirkungsvollen Beitrag wurde der profitable, also noch nutzbare Teil der Bank an eine Mauer verlagert Straßenhedgefonds (Geldverwaltungsfonds), während - wie interessant - die unbrauchbaren Teile der bankrotten Bank mitsamt den Schulden an den deutschen Staat zurückkehrten, dessen Saft schließlich von den steuerzahlenden Bürgern getrunken wurde. Mit anderen Worten: Scholz' Anziehungskraft auf das globale Geldkapital begann nicht als Finanzminister, sondern viel früher, sicherlich zur größten Freude der Arbeiter...
Sein Verhältnis zur Weltelite zeigt sich auch darin, dass es während seiner Amtszeit als Finanzminister mehrere Treffen zwischen ihm, Jörg Kukies, und dem ehemaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden, dem heutigen CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, gab . Ich selbst wusste nicht, dass Merz durch und durch in die globale Finanzelite integriert war, was nicht besser belegt ist als in welchen Organisationen er Mitglied ist. Dies sind (unter anderem): die Atlantikbrücke, deren Leiter er mehrere Jahre war. Diese Organisation ist die Vertretung amerikanischer Lobbyinteressen in Deutschland.
Der nächste ist BlackRock, heute die größte (!) multinationale Vermögensverwaltungsgesellschaft der Welt, hinter der die größten Bankendynastien stehen; Merz war hier Aufsichtsratsvorsitzender. Und nicht zuletzt ist der heutige CDU-Chef auch Mitglied des von der Rockefeller-Familie gegründeten Trilateralen Komitees, dem bedeutende Weltführer angehören.
Ich denke, aus dem oben Gesagten lassen sich zwei Lehren ziehen. Zum einen: Welcher Unterschied bleibt nach den personellen und finanziellen Verstrickungen zwischen einem Sozialdemokraten und einem CDU- oder CSU-Politiker bzw. Spitzenpolitiker? Natürlich gibt es und kann es nuancierte Differenzen zwischen Deutschen und deutschen Politikern geben, in denen man zum Beispiel die Interessen der Globalisten vehementer vertritt.
Klar ist, dass der Ko-Vorsitzende der Grünen, Robert Habeck, derzeit Vizekanzler und Wirtschafts- und Umweltschutzminister, die deutsche Identität besonders hasst, weshalb er nicht nur finanziell in die Weltöffentlichkeit eingebunden ist, sondern auch auch emotional. In einer seiner Schriften hat er vor einigen Jahren erklärt, dass ihm schlicht übel werde, wenn man ihm von deutschem Patriotismus erzähle.
Im Vergleich zum offensichtlich weltoffenen Vizekanzler ist Scholz ein etwas altmodischerer Politiker, der noch nicht so globalistisch ist wie die Spitzen der Grünen, bei ihm sind finanzielle Interessen entscheidender. So ist sie im Vergleich zu Annalena Baerbock, Ko-Vorsitzende der Grünen, die derzeitige Außenministerin ist, sehr wenig „progressiv“ und weltoffen. Letzterer tat nichts Geringeres im Namen des Patriotismus, als die US-Amerikanerin Jennifer Morgan, die Chefin von Greenpeace, zu seiner Außenministerin im Bereich der internationalen Klimapolitik zu machen...
Ich denke, dass Deutschland derzeit von Politikern geführt wird, die das Land nicht nach deutschen nationalen Interessen regieren, sondern nach den Interessen des globalen Geldkapitals. Und das ist ein großes Problem und ein Schlag für Europa. All dies ist im Hinblick auf die Zukunft Europas während des russisch-ukrainischen Krieges und der Energiekrise besonders tragisch.
Zum Schluss möchte ich noch ein paar Zeilen aus den Schriften eines deutschen Autors zitieren. Schon 2020 sah der ehemalige Bundestagsmitarbeiter Sebastian Friebel die Veränderungen im deutschen Politikleben so: „Die Finanzbranche hat ihre eigenen Leute in die politische Spitze installiert – und wir haben hilflos zugesehen. […] Diese Änderung ist alles andere als zufällig, sondern das Endergebnis einer jahrzehntelangen Politik, die die reichsten 0,01 Prozent begünstigt. [...] Der weltgrößte Finanzkonzern BlackRock berät derweil offiziell die EU in Finanzfragen. Könnte die Finanzindustrie die Politik noch deutlicher beeinflussen?"
Der Plan des Weltwirtschaftsforums nimmt Gestalt an: Statt Staatsmännern müssen Technokraten und Finanziers die „Technodemokratie“ der neuen Welt managen.
Der Autor ist Politikwissenschaftler, wissenschaftlicher Berater des Zentrums für Grundrechte, Mitglied der C12- Expertengruppe
Titelbild: Bundeskanzler Olaf Scholz / Foto: Michael Kappeler/dpa-Pool/dpa
Quelle: Ungarische Nation