Gesichtslosigkeit, Doppelzüngigkeit, Ihr Name ist West!
In den Vereinten Nationen wird im Gaza-Konflikt politische Schlammschlacht betrieben. Vor wenigen Tagen beschloss die Generalversammlung der Weltorganisation in einer für die Mitgliedsstaaten unverbindlichen Abstimmung mit großer Mehrheit, einen humanitären Waffenstillstand für die vom Israel-Hamas-Krieg Betroffenen zu fordern. Mit anderen Worten: Die Parteien würden den bewaffneten Kampf gegeneinander einstellen.
Worum ging es bei der Abstimmung eigentlich?
Jetzt geht es um eine Grundsatzfrage, unabhängig davon, wer mit welcher Seite sympathisiert. Und wer gibt welcher Seite in der historischen Debatte darüber, wer das historische Recht auf Staatlichkeit anstelle der Provinz des ehemaligen Osmanischen Reiches hat, die Wahrheit? Konkret geht es darum, ob ein Staat das Recht hat, sein Territorium zu verteidigen oder seine entführten Bürger aus der Gefangenschaft des Angreifers zu befreien?
Die UN-Generalversammlung entschied mit 120 Ja-Stimmen, 14 Nein-Stimmen und 45 Enthaltungen, dass die angegriffene Partei in diesem Fall kein Recht dazu hat.
Akzeptiert Israel die Entscheidung der UN-Generalversammlung, verzichtet es auf Selbstverteidigung, der Konflikt friert ein, die Freilassung der Geiseln wird mehr als ungewiss in einer Situation, in der die angreifende Partei noch über die Fähigkeiten verfügt, den Kampf später fortzusetzen.
Ganz zu schweigen davon, dass die UN-Resolution ein Zeichen der Gleichheit zwischen der angegriffenen und der angreifenden Partei setzte.
Die Entscheidung der Generalversammlung überraschte niemanden, da die Westmächte in den Institutionen der Weltorganisation seit Jahren regelmäßig auf extremer, linksliberaler ideologischer Grundlage gegen die konservativen, Mitte-Rechts-geführten Netanjahu-Regierungen vorgehen. Die Folgen des Antiisraelismus des Westens zeigen sich jetzt. Offensichtlich trug dieser politische Hintergrund auch dazu bei, dass die Hamas die Zeit für den Terroranschlag gegen Israel gekommen sah, der mindestens 1.100 Menschen das Leben kostete. Die Hamas hat fast richtig gerechnet, denn unter den westlichen Mächten, die kühle Beziehungen zu Israel pflegen, stach nur Amerika mit seinem Nein hervor – Ungarn stimmte ebenfalls mit Nein – für den jüdischen Staat.
Die europäischen Mächte haben, gelinde gesagt, in dieser Angelegenheit die größtmögliche Heuchelei an den Tag gelegt und zeigen dies auch weiterhin.
Nach dem Terroranschlag der Hamas gaben sich deren Führer in Israel gegenseitig die Hand, um den dort lebenden Menschen ihre Solidarität zu versichern. Sie organisierten regelmäßig eine Demonstration der Diplomatenflotte, die Berichterstattung in der Presse war riesig, das müssen sie auch gewollt haben.
Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte in Israel: Wir müssen gemeinsam gegen die palästinensische islamistische Organisation Hamas kämpfen. Britischer Premierminister Rishi Sunak: Die Briten stehen Israel auch in den dunkelsten Stunden zur Seite. Bundeskanzler Olaf Scholz: Deutschland kann in schwierigen Zeiten nur an einem Ort stehen, neben Israel.
Dann sind die Deutschen und die Briten vor dem Versprechen, für Israel einzustehen, einfach davongelaufen, nicht einmal die Franzosen.
Bei der Abstimmung in der Generalversammlung stimmte Frankreich für die Resolution, Großbritannien und Deutschland enthielten sich der Stimme. So viel zu den großen Worten. Deutschland, das, wie wir gesehen haben, unbedingt an der Seite Israels stehen wollte und seine historische Verantwortung ohne Überzeugung geltend machte, stand nun vor dem Nichts.
Das ist ziemlich interessant, wenn man bedenkt, dass während all dieser Ereignisse im ganzen Land gewalttätige pro-palästinensische und anti-israelische Demonstrationen stattfanden. Obwohl Berlin mit erheblicher Verzögerung alle Hamas-Aktivitäten in Deutschland verboten hat, ist es fraglich, was dies in der Praxis bedeuten wird.
Konnte die Hamas ihrer Meinung nach bisher in Deutschland offen das Ziel verfolgen, Israel zu zerstören?
Die USA erklärten die Hamas bereits 1997 zur Terrororganisation. Offenbar störte das niemanden in Berlin.
Ausgewähltes Bild: Antonio-Guterres/rr.sapo.pt