Vor sechs Jahren, Ende August 2018, habe ich diese drei Kurzgeschichten über die unterschiedliche Kultur der Migranten geschrieben, die man damals noch Flüchtlinge nannte. Was ist mit Deutschland passiert? fragen die Kommentatoren verzweifelt. Wirklich, was ist passiert? 

Vor sechs Jahren, Ende August 2018, habe ich diese drei Kurzgeschichten über die unterschiedliche Kultur der Migranten geschrieben, die man damals noch Flüchtlinge nannte. Die drei Geschichten haben viele Gemeinsamkeiten: die kleinen Konflikte zwischen den Einheimischen und den Einwanderern, die konkrete Lösung dieser Konflikte, die Messerkultur und natürlich die Reaktion des für die Rezeption sensibilisierten deutschen Volkes. Schade, dass ich mich nur sporadisch mit dem Thema beschäftigt habe, denn inzwischen wäre daraus ein umfangreiches Buch geworden.

Burgwedel (Niedersachsen): Der Musterflüchtling

Vivien ist ein blondes, durchschnittlich hübsches deutsches Mädchen in ihren Zwanzigern, sie kleidet sich nicht und benimmt sich nicht extravagant. Vivien steht in einem Supermarkt in Norddeutschland zum Verkauf. An diesem Tag saß er an der Kasse und unterrichtete zwei dünnhäutige Teenager mit der üblichen Höflichkeit, aber in der richtigen Reihenfolge. Die Jungen fühlten sich beleidigt, vielleicht weil eine Frau so mit ihnen gesprochen hatte. Sie machten Kommentare, zogen sich aber schließlich zurück.

Vivien hätte vergessen, was passiert war, aber nach der Arbeit traf sie sie auf der Straße wieder, die beiden Jungen brachten Familienverstärkung in Person eines ihrer Brüder. Die drei Männer umringten das Mädchen und ihre Freundin, sie fingen an zu streiten, und dann zog einer von ihnen ein Messer. Er hatte ein echtes Schweizer Taschenmesser, ich habe auch eines, und sogar das Speckmesser meiner Frau, das ich eigentlich nur für Speck verwende. Mit dem Messer des Jungen dürften sie noch nie Speck aus Schweinefleisch gegessen haben, es war ein Messer mit einer zehn Zentimeter langen Klinge, geeignet, einem Menschen das Leben zu nehmen. Die Stichwunde traf Vivien und nur ein schneller medizinischer Eingriff rettete ihr Leben. Es muss ein scharfes kleines Messer gewesen sein, denn er hat dem Opfer einen vierzig Zentimeter langen Schnitt zugefügt, seinen Körper von der Brust bis zum Unterbauch aufgerissen, Rippen durchtrennt und mehrere innere Organe verletzt.

Nennen wir den Täter! Allerdings nur mit seinem Vornamen, denn er ist noch minderjährig, erst 17 Jahre alt: Abdullah A. Er kam 2013 als Kind mit seiner Familie aus Syrien nach Deutschland und gilt als Mustermigrant – sorry, ein Model Flüchtling – er ist brav, geht zur Schule, genau wie sein jüngerer Bruder und sein Cousin. Als Kind fällt es leicht, sich in eine andere Kultur zu integrieren und dort Kontakte zu knüpfen – wenn die Familie das möchte. Aber wenn die Familie auf der Wahrung der kulturell-religiösen Identität besteht, dann muss sie gewahrt bleiben! Abdullah wuchs zu Hause in diesem Sinne auf und wurde so nicht nur zu einem vorbildlichen Flüchtling in Deutschland, sondern auch zu einem respektvollen und gehorsamen muslimischen Jugendlichen. Er versteht nicht einmal, warum er verhaftet wurde, warum er wegen vorsätzlicher Tötung angeklagt wird, da er nur das getan hat, was man ihm beigebracht hat: Konflikte können mit einem Messer gelöst werden. Er hat nur getan, was seine Religion vorschreibt: Wenn Sie beleidigt sind, ziehen Sie ein Messer, wenn die Beleidigung groß ist, können Sie sogar töten. „In unserer Kultur ist es in Ordnung zu töten“, sagte er bei der nichtöffentlichen Gerichtsverhandlung selbstbewusst.

Die gerichtliche Phase des Verbrechens begann letzte Woche in Hannover, ein Urteil wird für Mitte September erwartet. Auf jeden Fall hat der Fall in Norddeutschland, wo die Disziplin der deutschen Bürger streng ist, nicht viel Staub aufgewirbelt.

Offenburg (Baden-Württenberg): Der ungeduldige Patient

Das Werkzeug zur Konfliktbewältigung ist neuerdings ein Messer mit einer guten Klinge, das sehen und hören wir zur Genüge. Mitte August brach ein somalischer Asylbewerber in die Praxis eines Hausarztes in Offenburg ein, stach aus unbekanntem Grund auf den Arzt ein und fügte der Krankenschwester eine lebensgefährliche Wunde zu. Der Arzt – ein eingefleischter Altruist – behandelte hauptsächlich ältere Menschen, arme Patienten und viele Flüchtlinge. Auch der Täter war erkrankt, er konnte schnell festgenommen werden und befindet sich zur Untersuchung in Untersuchungshaft.

Eine Woche nach dem Vorfall hielt die örtliche Flüchtlingshilfe Rebland eine stille Gedenkfeier vor der Praxis ab. Sie wollten ihr Beileid ausdrücken und den einheimischen Flüchtlingen die Gelegenheit dazu geben, da der getötete Arzt auch ihr Arzt war. Die Wohltätigkeitsorganisation versuchte, einen politikfreien Trauerzug anzukündigen, aber wir wissen seit langem von Genosse Virág, dass dies unmöglich ist, denn „heute ist alles Politik“. Nach Angaben der Organisatoren war der Trauerzug auch ein stiller Protest gegen die extreme Rechte, die „sicherlich versuchen wird, dieses Verbrechen für ihre eigenen politischen Zwecke zu instrumentalisieren“. Mit der extremen Rechten sind die Anhänger der zweitgrößten Partei im Bundestag, der AfD, gemeint, wobei die Gemäßigten diesbezüglich große Bedenken hegen. Es wäre bedauerlich, zehn Millionen deutsche Wähler und Millionen weiterer Sympathisanten als rechtsextrem zu bezeichnen, nur weil sie im eigenen Land Deutsche bleiben wollen.

Am vergangenen Mittwoch verlief die Offenburger Gedenkfeier noch friedlich, Blumen wurden in die Klinik gebracht, Kerzen angezündet und die Nachbarin spielte Bach auf dem Cello. Einige der Teilnehmer machten die fehlerhafte Flüchtlingspolitik der Regierung für das Geschehen verantwortlich. Der lokale AfD-Politiker forderte den Rücktritt des örtlichen Bürgermeisters, der in guter christlicher Manier alle Migranten der Welt in die Stadt aufnehmen würde. Daran ist auch nichts Besonderes, ein Oppositionspolitiker muss für alles die Regierungspartei verantwortlich machen, und so ist es bei uns.

Chemnitz (Sachsen): Der vertriebene Schützling

Der Fall Offenburg gelangte auch nicht in die überregionalen Medien, das wissen nur die Einheimischen, denn es war unmöglich, vor ihnen zu schweigen. Und auch über den Fall Chemnitz hätten sie Stillschweigen bewahrt, wenn er nur ein friedliches Mahnmal geblieben wäre. Denn anlässlich des 875-jährigen Stadtjubiläums kam das Messer erneut zum Vorschein und verletzte einen 35-jährigen Deutschen tödlich und verletzte zwei weitere seiner Begleiter. Zwei Täter wurden festgenommen, ein syrischer und ein irakischer Asylbewerber. Letzteres befand sich schon vor längerer Zeit in Bulgarien, da es dort bereits 2015 erstmals registriert wurde. Sein Asylantrag wurde 2016 abgelehnt, aber wie durch ein Wunder wurde ihm der Schutzstatus zuerkannt. Es ist nicht bekannt, wovor er geschützt werden musste, vielleicht damit er nicht erneut ins Gefängnis musste. Weil er schon sechs Mal verurteilt wurde, mal aus diesem Grund, mal aus diesem Grund, es Drogen und Gewalt und andere Strafen gab, wurde er abgewiesen, und doch ist er hier mit seinem Kind. Seine Identität wurde öffentlich, weil der Haftbefehl von einem Beamten in Chemnitz fotografiert, auf Facebook gepostet und von der Web-Cleaning-Zensur nicht schnell genug entfernt werden konnte. „Ich wollte, dass die Wahrheit ans Licht kommt!“ sagte der Rechtsreferendar. Er wurde schnell von seiner Position entfernt.

Die Nachricht von der Messerstecherei verbreitete sich schnell in der Stadt, zunächst mit einer spontanen und dann mit einer angekündigten Demonstration, um den Politikern zu sagen, dass es genug sei. Die Polizei kam mit der Situation nicht klar, die Menge schwenkte die vom Fußballnetz übriggebliebenen Deutschlandfahnen, „Wir sind das Volk“, skandierten sie. Damit haben sie sofort bewiesen, dass sie rechtsextrem sind, denn das soll der Slogan der Rechtsextremen sein. Die meisten Teilnehmer der Demonstrationen waren ansonsten friedliche Chemnitzer Bürger, die die Folgen der gescheiterten Flüchtlingspolitik satt haben. Wenn sie die Einzigen wären, die demonstrierten, wäre das nicht schlimm, man könnte nicht alles den Rechtspopulisten (AfD) in die Schuhe schieben, die Rassisten sind und den sozialen Frieden bedrohen, also hat jemand die Hooligans organisiert dort sind sie wirklich gewalttätige Rechte. Und natürlich traten die Antifaschisten ganz im Sinne des Antifaschismus mit ihren schelmischen, kämpfenden, maskierten Subsistenzdemonstranten auf. Wenn sie zusammenkommen, entfesseln sich die Gemüter: extreme Parolen, Nazi-Armeschwenken, Fahndungen, Lynchstimmung, Polizeiabsperrungen mit Tränengas, Wasserwerfer, das Rezept ist bekannt. Die Bilder gingen um die Welt: Deutschland ist wieder Nazi geworden! Das Pikante an der Sache ist, dass sich das alles seit fünf Tagen vor der riesigen Marx-Statue abspielt.

Was ist mit Deutschland passiert? fragen die Kommentatoren verzweifelt. Wirklich, was ist passiert? Im Jahr 2017 begingen Einwanderer 95.148 Gewaltverbrechen. In 39.096 dieser Fälle waren die Opfer Deutsche. Mit anderen Worten: Einwanderer begehen jeden Tag ein Verbrechen zum Schaden von hundert Deutschen. Ist es da ein Wunder, dass das Glas bei vielen voll ist und die Euphorie der Willkommenskultur da ist? Die Regierung ist entschlossen, gegen die sogenannte Rechtsextreme vorzugehen. Was wäre, wenn sich die Regierung endlich dazu verpflichten würde, Migranten, die Straftaten begehen, konsequent abzuschieben? Denn die als rechtsextrem eingestufte Demonstration hätte ohne die Messerattacke nicht stattgefunden.

Vor drei Jahren durchdrang der Optimismus der Bundesmutti die solidarischen deutschen Seelen: „Wir schaffen das.“ Was bisher erreicht wurde, ist eine soziale und politische Spaltung. Ich glaube nicht, dass sie das wollten.

Der Autor ist Historiker

Quelle: Magyar Hírlap

Foto: Pixabay